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G-8-Gipfel:Sarkozy zweifelt Dollar als Leitwährung an

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Auf dem G-8-Gipfel in L'Aquila hat Frankreichs Präsident Sarkozy die Vormachtstellung der US-Währung für überholt erklärt - und ist damit nicht der einzige Gipfelteilnehmer.

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat den US-Dollar als weltweite Leitwährung in Frage gestellt und eine Neuordnung des Weltwährungssystems gefordert. "Wir müssen die Frage stellen: Sollte eine Welt, die politisch multipolar ist, nicht wirtschaftlich mit einer multimonetären Welt korrespondieren?", sagte Sarkozy am Rande des G-8-Gipfels im italienischen L'Aquila.

Die Vormachtstellung des Dollars sei überholt, sagte Sarkozy weiter. Sie stamme aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die USA wirtschaftlich und politisch die dominierende Weltmacht gewesen seien. "Auch wenn es ein schwieriges Thema ist, hoffe ich doch, dass wir in den kommenden Monaten über die Währungen und das internationale Währungssystem diskutieren werden", erklärte der französische Staatschef.

Zuvor hatten die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in L'Aquila eine Erklärung zum Währungssystem verabschiedet. Die Debatte über den Dollar als Leitwährung findet darin aber keinen Niederschlag. Die Diskussion dürfte nach den Äußerungen Sarkozys in den nächsten Monaten und Jahren aber weitergehen. Auch China, Russland und Indien erachten langfristig Änderungen im internationalen Währungssystem für nötig.

China brachte nach eigenen Angaben das Thema in L'Aquila bei einem Arbeitsessen zur Sprache. Der britische Premierminister Gordon Brown erklärte jedoch, er könne sich an eine solche Diskussion nicht erinnern, das Thema habe nicht auf der offiziellen Tagesordnung gestanden.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, sagte, der Dollar sei auch nicht bei einem Treffen von Präsident Barack Obama mit seinem brasilianischen Kollegen Luiz Inacio Lula da Silva zur Sprache gekommen, obwohl es eine längere Diskussion über wirtschaftliche Themen gegeben habe. Er sehe nicht, dass die Stellung des Dollars in Frage gestellt werde, sagte Gibbs.

In der Erklärung der Gruppe der G 8 und der G 5 vereinbarten die führenden Industrie- und Schwellenländer mit Blick auf die aktuelle Wirtschaftskrise, darauf zu verzichten, mit Abwertungen ihrer Währung die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften zu verbessern. Man wolle solche Abwertungen unterlassen und "ein stabiles und gut funktionierendes internationales Währungssystem voranbringen", hieß es in dem Papier.

In der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre hatten die Staaten jeder für sich gehandelt und die Stabilität ihrer Währungen untergraben. Abwertungen machen Exporte billiger. In diesem Jahr hatte sich Frankreich darüber beschwert, dass Großbritannien nichts gegen die Schwäche des britischen Pfunds gegenüber dem Euro tue.

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