Süddeutsche Zeitung

Forsa-Umfrage:FDP sackt auf drei Prozent ab

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Die euroskeptischen Töne von Vizekanzler Rösler schaden seiner Partei. Die Werte der FDP verschlechtern sich, auch CDU und CSU müssen sich sorgen. Nur noch jeder sechste der Unionsanhänger bewertet die Zusammenarbeit von Schwarz-Gelb positiv. Dass die Koalition bis 2013 durchhält, glaubt nur noch eine knappe Mehrheit der Deutschen.

Die Äußerungen von FDP-Parteichef Philipp Rösler zu einer möglichen Pleite Griechenlands schaden seiner Partei. Die Freidemokraten fallen laut der Forsa-Umfrage für RTL und Stern um einen Punkt auf drei Prozent zurück. Infratest Dimap hatte in der vergangenen Woche einen besseren Wert für die Liberalen registriert. Allerdings nannte das Umfrageinstitut im Gespräch mit sueddeutsche.de schon damals die populistischen Untertöne der FDP "höchstgefährlich" für den Markenkern der FDP - was sich durch die aktuelle Forsa-Erhebung zu bestätigen scheint.

Neben dem Absacken der FDP wird auch wachsender Zuspruch für die Grünen vermerkt: Demnach kommt die Oppositionspartei auf 20 Prozent, ein Plus von einem Punkt im Vergleich zur Vorwoche. Die SPD verliert einen Punkt und liegt bei 28 Prozent.

Keine Veränderung zeigt sich bei der Union, die auf 31 Prozent kommt, sowie bei den Linken, die neun Prozent erreicht. Das Regierungslager aus Union und Freidemokraten liegt zusammen mit 34 Prozent jetzt 14 Prozentpunkte hinter einem grün-roten Bündnis, das gemeinsam auf 48 Prozent kommt.

Forsa-Chef Manfred Güllner ist der Ansicht, dass die FDP nur noch schwer zu retten sei. Dem Stern sagte er: "Der Wechsel an der Parteispitze hat nichts gebracht, wie jetzt auch die Berlin-Wahl zeigt. Nur einer von 100 Wahlberechtigten hat FDP gewählt." Der europaskeptische Kurs von Rösler sei aber nicht allein schuld am schlechten Abschneiden der Freidemokraten. "2009 hat der Mittelstand FDP gewählt, weil er sich Bürokratieabbau versprach", sagt Güllner. "Aber die Partei hat da nichts getan."

Skepsis im schwarz-gelben Lager

Vor diesem Hintergrund glaubt lediglich gut die Hälfte (54 Prozent) der Bundesbürger, dass die Regierungskoalition von Union und FDP die 24 Monate bis zur Bundestagswahl im Herbst 2013 hält. Sogar bei den eigenen Anhängern ist die Skepsis groß: 33 Prozent der Unionswähler fürchten ein vorzeitiges Aus, bei der FDP sind es 37 Prozent.

Die Befragten stellen der schwarz-gelben Regierung, von der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einmal sagte, sie wäre ihre Wunschkoalition, ein schlechtes Zeugnis aus: Könnten die Deutschen der Regierung Schulnoten vergeben, bekäme sie im Durchschnitt nur ein "ausreichend"(3,9).

83 Prozent der Bundesbürger sind mit der Zusammenarbeit der Koalitionspartner unzufrieden. Die Frustration ist selbst unter den Anhängern der CDU/CSU und der FDP groß. Lediglich bei 17 Prozent der Unionswähler findet die Teamarbeit der Regierungskoalition Beifall, unter den FDP-Anhängern sogar nur bei elf Prozent.

Auch die Streitigkeiten in der Koalition über die Sicherung der Euro-Stabilität und die Wirtschaftspolitik schlagen sich in schlechten Werten nieder. Zwei Drittel der Befragten sind mit den Leistungen auf diesen beiden Feldern unzufrieden. Sollte es zu einem Bruch der schwarz-gelben Koalition kommen, wünschen sich 70 Prozent der Bundesbürger Neuwahlen. Für einen Wechsel des Koalitionspartners votieren in diesem Fall nur 24 Prozent.

"Die Messe wird im Mai 2012 in Kiel gesungen"

Forsa erhob die Umfragedaten vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, bei der die FDP mit 1,8 Prozent eine desaströse Niederlage erlitt. Die Liberalen blieben damit erneut unter der Fünf-Prozent-Hürde, wie bei den Landtagswahlen in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Die FDP erlitt also nur vernichtende Niederlagen seitdem Rösler im Mai den Vorsitz von Guido Westerwelle übernommen hat. Zuvor waren die Liberalen auch in Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz aus den Landtagen geflogen.

Die Demoskopen von Forsa glauben trotz Röslers denkbar schlechter Zwischenbilanz, dass der Vorsitzende nicht wackelt. Der Vizekanzler stecke noch in der in der Anfangsphase, sagte Forsa-Mann Joachim Koschnicke zu sueddeutsche.de: "Die Messe wird im Mai 2012 in Kiel gesungen." Die FDP müsse bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein über fünf Prozent kommen, "daran muss sich Rösler messen lassen."

Zuspruch bekommen der Vizekanzler und seine lädierten Liberalen ausgerechnet von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. "Totgesagte leben ja länger", sagte der CDU-Politiker der Berliner Zeitung mit Blick auf die 1,8 Prozent der FDP bei der Berlin-Wahl. Der FDP-Absturz sei für Koalition und Regierung nicht gut. "Deshalb haben wir jedes Interesse daran, dass die FDP diese schwierige Phase gut übersteht."

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