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Großbritannien:Ein trüber Spendenstrom

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Die Zuwendungen, die an die Brexit-Partei gehen, lassen einige Fragen offen, ebenso wie das Geld, das ihr Chef Nigel Farage erhalten hat. Der sieht sich als Opfer einer Kampagne.

Von Cathrin Kahlweit, London

Der britische Rechtspopulist Nigel Farage, der mit seiner Brexit-Partei bei Umfragen zur EU-Wahl mit etwa 35 Prozentpunkten vor allen anderen Parteien im Königreich liegt, ist kurz vor dem Urnengang gleich in zwei Spendenskandale verwickelt. Die Nationale Wahlkommission hat daher angekündigt, an diesem Dienstag im Büro der Partei die Unterlagen zur Finanzierung der Gruppe zu überprüfen.

Zuvor hatte der ehemalige Labour-Finanzminister Gordon Brown auf einer Veranstaltung in Schottland angemerkt, es gebe Hinweise darauf, dass die Farage-Partei über ein Paypal-Konto undeklarierte Spenden aus dem Ausland beziehe, die jeweils bei unter 500 Pfund und damit unter der meldepflichtigen Grenze lägen. Der Manager der Partei, der Millionär Richard Tice, dementierte; allerdings könne er nicht wissen, woher die Spenden kämen, er sitze nicht den ganzen Tag über den Kontoauszügen. Ein Sprecher der Wahlkommission sagte, die Brexit-Partei "muss sich, wie alle Parteien, an die Regeln halten. Sie muss Spenden melden, aber auch Kredite, Kampagnenhilfe und Jahresabschlüsse vorlegen. Wir sind darüber mit der Partei schon länger im Gespräch".

Farage beklagte sich umgehend, Labour wolle ihn vorführen und sei "neidisch". Mehr als 100 000 Unterstützer seiner Partei hätten sich mit Beiträgen von 25 Pfund engagiert, die Partei sei nicht von Großspendern abhängig. Vor wenigen Tagen war jedoch bekannt geworden, dass der Multimillionär Arron Banks, Hauptsponsor der Leave-Kampagne, Farage nach dem Referendum mit mindestens 500 000 Euro unterstützt und den üppigen Lebensstil des EU-Abgeordneten finanziert hat. Nach Recherchen des Fernsehsenders Channel 4, der auch die entsprechenden Belege gesehen hat, zahlte Banks für den Brexit-Protagonisten eine Villa im teuren Londoner Stadtteil Chelsea samt Einrichtung, einen Chauffeur und einen Landrover sowie mehrere Reisen in die USA.

Farage hat die Recherchen als "Schmierenkampagne" bezeichnet, sich aber zu Details und Belegen nicht geäußert. Der Politiker, der im Europaparlament eine Diät plus Aufwandsentschädigung erhält und etwa 35 000 Euro monatlich über Medienauftritte und Reden einnimmt, hatte zur gleichen Zeit, in der ihn Banks unterstützte, angegeben, er sei "pleite". Gegen Banks wird wegen Straftaten im Zusammenhang mit der Leave-Kampagne ermittelt

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SZ vom 21.05.2019
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