Süddeutsche Zeitung

Kohl dementiert Kritik an Merkel:In Sorge um Europa

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Altkanzler Helmut Kohl soll harsche Kritik an seiner Ziehtochter Angela Merkel geübt haben - die Europapolitik der Kanzlerin sei sehr gefährlich, hieß es. "Alles frei erfunden", ließ Kohl nun dementieren.

Altkanzler Helmut Kohl wird wohl mit zwei großen Errungenschaften in die Geschichtsbücher eingehen: Der deutschen Wiedervereinigung sowie dem Aufbau der Europäischen Union und der gemeinsamen europäischen Währung. In der derzeitigen Krisensituation treibt Kohl die Sorge um sein Europa um - zumal die amtierende Bundeskanzlerin derzeit keine gute Figur macht.

Die Kanzlerin eckt bei den Wählern an, auch Parteifreunde fordern von Merkel mehr Führung - und endlich eine klare Linie in der Diskussion um die Eurokrise. In die Debatte schaltete sich nun auch Altkanzler Kohl ein - so schien es: Merkels einstiger Ziehvater spare nicht mit Kritik an "seinem Mädchen", berichtete der Spiegel. Kohl finde ihre Europapolitik höchst besorgniserregend. Laut einem Weggefährten, der den Altkanzler in letzter Zeit besucht habe, halte Kohl Merkels Vorgehen für "sehr gefährlich", berichtete das Magazin am Sonntag vorab. "Die macht mir mein Europa kaputt", zitiert demnach ein Vertrauter den Altkanzler.

"Frei erfunden", dementiert nun der frühere CDU-Vorsitzende die Zitate in der Bild-Zeitung vom Montag. "Richtig ist: Ich bin - wie viele - besorgt über die Entwicklung in Europa und des Euro", sagte Kohl der Zeitung.

Andere prominente CDU-Politiker hatten Merkel angesichts der Euro-Krise davor gewarnt, das europafreundliche Erbe der Partei zu verspielen. "Europa ist ein politisches Projekt. Es ist zu wichtig, um es den Ratingagenturen zu überlassen", sagte der hessische Ministerpräsident und stellvertretende CDU-Chef Volker Bouffier laut Spiegel. Auch der Wirtschaftsflügel der Partei vermisse eine klare Linie in der Europapolitik. "Das Letzte, was sich eine Exportnation Deutschland leisten kann, ist eine europaskeptische Bevölkerung", sagte der Chef des CDU-Wirtschaftsrats, Kurt Lauk. Die Bundesregierung müsse daher "jetzt in die Offensive gehen".

Die Euro-Länder verhandeln derzeit unter Hochdruck über ein neues Hilfsprogramm für das vom Bankrott bedrohte Griechenland. Dazu findet am kommenden Donnerstag ein Sondergipfel der Euro-Staaten statt. Besonders umstritten ist die Beteiligung privater Gläubiger an den Lasten, die insbesondere von der Bundesregierung gefordert wird.

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AFP
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