Süddeutsche Zeitung

EU-Kommission:"Blankes Entsetzen" über Oettingers Nominierung

EU-Kommissar Verheugen redet Klartext: In Brüssel sehe man Günther Oettingers Nominierung zu seinem Nachfolger als "Entsorgungsaktion".

Die Kritik an der Nominierung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger (CDU) zum deutschen EU-Kommissar reißt nicht ab. Heftiger Gegenwind in Brüssel wird Oettinger prophezeit - nun auch vom derzeitigen deutschen Kommissar Günter Verheugen. Die Nachricht von Oettingers Wechsel habe seine Kollegen geschockt. Gleichzeitig bot Verheugen seinem möglichen Nachfolger Unterstützung an.

Am Rande eines Treffens mit der Auslandspresse im Foreign Press Center der US-Regierung in Washington drückte Verheugen sein Befremden über Merkels Entscheidung aus, wie Spiegel Online berichtet.

"In Brüssel herrscht blankes Entsetzen über diese Personalie", zitiert die Seite den amtierenden Kommissar. In EU-Kreisen glaubten viele, die Kanzlerin habe Oettinger nicht wegen seiner Kompetenz vorgeschlagen. Unter seinen Kollegen herrsche vielmehr die Meinung, es handele sich um eine "parteiinterne Entsorgungsaktion", sagte Verheugen.

Die Eignung Oettingers für das Amt war öffentlich mehrfach bezweifelt worden, da er als einer der schwächsten CDU-Ministerpräsidenten gilt und über wenig internationale Erfahrung verfügt.

Verheugen sagte, er kenne Oettinger seit langem und werde diesem zur Verfügung stehen, falls er Hilfe bräuchte. Allerdings müssten Merkel und Oettinger sich darauf einstellen, um die Zustimmung des EU-Parlaments kämpfen zu müssen. "Dort gibt es erhebliche Bedenken und Widerstand", sagte Verheugen.

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