Süddeutsche Zeitung

Erdoğans Kampf gegen Rivalen:Vorstand von Gülen-naher Bank entmachtet

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Türkische Behörden übernehmen Bank der Gülen-Bewegung

Die türkischen Behörden haben die Kontrolle über die Asya-Bank übernommen. Diese gehört zur Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, der mit der Regierung verfeindet ist.

Die türkische Bankenaufsicht begründete den Schritt am Dienstagabend mit mangelnder Transparenz bei der Bank Asya und setzte einen neuen Vorstand ein.

Der bei der Aktion entlassene Generaldirektor der Bank Asya, Ahmet Beyaz, spricht von einer "Lynchkampagne" gegen sein Haus, wie die Onlineausgabe der Zeitung Hürriyet berichtete.

Die Bank stand bereits seit Monaten unter dem Druck der Regierung. Diese hatte Asya im vergangenen Jahr unter anderem das Recht entzogen, für ihre Kunden die Zahlung von Steuern und Sozialabgaben abzuwickeln. Regierungsnahe Medien berichteten daraufhin von einer schweren Krise bei der Bank. Erdoğan selbst sagte öffentlich, die Bank Asya sei bereits bankrott. Der Marktwert der Bank ging daraufhin deutlich zurück. Im November musste die Bank für das dritte Quartal 2014 den ersten Verlust in ihrer Geschichte bekannt geben.

Proteste gegen die Maßnahme

Vor dem Hauptquartier der Bank in Istanbul versammelten sich in der Nacht Dutzende Demonstranden, um gegen die Intervention zu protestieren. Der geschasste Generaldirektor Beyaz kündigte rechtliche Schritte gegen die Aktion der Behörden an.

Die Bank Asya gehörte bisher zum Imperium der "Hizmet"-Bewegung Gülens, die auch Schulen und Medien betreibt. Der in den USA lebende Gülen war lange ein wichtiger Unterstützer des heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, überwarf sich im Jahr 2013 aber mit dem damaligen Regierungschef.

Kampf zwischen Erdoğan und Gülen

Als Staatsanwälte Ende 2013 ein Korruptionsverfahren gegen Mitglieder der Regierung einleiteten, sprach Erdoğan von einem Putschversuch. Er wirft Gülen vor, parallele Strukturen im Staatsapparat aufgebaut zu haben, und fordert von den USA dessen Auslieferung.

Der Präsident bekundete mehrfach seine Entschlossenheit, den Einfluss der Gülen-Bewegung in der Türkei endgültig zu brechen. Tausende mutmaßliche Gülen-Anhänger in Justiz und Polizei wurden im vergangenen Jahr entlassen oder versetzt.

Bereits seit einiger Zeit wurde auch ein Vorgehen gegen die Wirtschaftsinteressen der Bewegung erwartet. Im Dezember wurden bereits zahlreiche Journalisten festgenommen, die für Gülen-Medien tätig waren.

Anfang Januar wurden die Korruptionsermittlungen gegen ehemalige Minister der Erdoğan-Regierung fallengelassen.

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