Süddeutsche Zeitung

Wahlkampf in der Türkei:Erdoğan ist zurück auf der Bühne

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Nachdem der türkische Präsident ein Interview abgebrochen und Termine absagt hatte, gab es Spekulationen über seinen Gesundheitszustand. Nun macht er wieder Wahlkampf.

Nach einer dreitägigen Krankheitspause ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan das erste Mal wieder öffentlich aufgetreten. Er sprach am Samstag auf dem Technikfestival Teknofest zu heimisch entwickelter Verteidigungstechnologie in Istanbul. Dort gab er auch den Kandidaten für den türkischen Einsatz auf der Internationalen Raumstation (ISS) bekannt.

Bei dem Termin waren Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev und Libyens Regierungschef Abdul Hamid Dbaiba anwesend. Bei den Wahlen in rund zwei Wochen muss Erdoğan als Vertreter der islamisch-konservativen Partei AKP nach 20 Jahren an der Macht um seine Wiederwahl fürchten. Umfragen sehen seinen stärksten Herausforderer, den Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu, mindestens gleichauf. Er tritt als gemeinsamer Kandidat für eine Allianz aus sechs Parteien unterschiedlicher Lager an und wird zudem von der prokurdischen HDP unterstützt. Am Freitag hatte Kılıçdaroğlu angekündigt, im Fall seines Wahlsiegs ein Weltraum-Forschungzentrum auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul zu errichten.

Erdoğan hatte sich am Dienstag vorübergehend aus der heißen Wahlkampfphase zurückziehen müssen, nachdem der 69-Jährige ein Fernsehinterview wegen Magenproblemen unterbrechen musste. Bis dahin hatte er rund drei öffentliche Termine pro Tag absolviert. Spekulationen über einen möglichen Herzinfarkt wies sein Team zurück. An diesem Samstag wird Erdogan auch auf einer Wahlkampfveranstaltung in der säkularen Hochburg Izmir erwartet - einen Tag vor Kilicdaroglus Auftritt in der Ägäis-Metropole.

Ebenfalls am Samstag kündigte die CHP - die führende Partei im Oppositionsblock um Kılıçdaroğlu - an, bis zu eine halbe Million Menschen als Wahlbeobachter engagieren zu wollen. Es gebe "ernsthafte Bedenken" in Bezug auf die Sicherheit der Wahlen, sagte der mit den Vorkehrungen betraute CHP-Politiker Oğuz Kaan Salıcı Reportern in Istanbul. Angesichts des Umstandes, dass ein Großteil der türkischen Medien direkt oder indirekt Erdoğans Kontrolle untersteht und damit keine wirkliche Informationsfreiheit besteht, haben auch ausländische Beobachter ihre Sorgen um die Fairness der Wahlen geäußert.

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