Süddeutsche Zeitung

Elefantenrunde in Österreich:"Diesen Wahlkampf hätten wir uns sparen können"

Von Leila Al-Serori, Wien

Mehr als 50 Mal haben die österreichischen Spitzenkandidaten in verschiedener Aufstellung in den vergangenen Wochen vor den TV-Kameras diskutiert. Bei der letzten Elefantenrunde vor der Wahl am Sonntag im ORF ist die Luft nun eindeutig draußen.

"Diesen Wahlkampf hätten wir uns sparen können", sagt Kanzler Christian Kern (SPÖ) gleich zu Beginn - und bezieht sich dabei auf die Skandale, Pannen und öffentlichen Kämpfe, die vor allem seine eigene Partei in Misskredit brachten. Auch Herausforderer Sebastian Kurz (ÖVP) betont, dass die Österreicher wohl alle schon etwas wahlkampfmüde seien.

Eine Schlammschlacht will keiner mehr befeuern, Fehler werden tunlichst vermieden. Umso sachlicher und ruhiger der Ton an diesem Donnerstagabend. Angetreten sind die neben den Kanzlerkandidaten Kern und Kurz: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der Liberale Matthias Strolz (Neos) und die Grüne Ulrike Lunacek.

Die Themen sind vielfältig, die Kandidaten sprechen über Rente, Vollbeschäftigung, Klimaschutz und Einwanderung. Kurz, der den Umfragen zufolge als Sieger am Sonntag hervorgehen wird, positioniert sich dabei klar an der Seite Straches, nimmt seine Positionen auf und stimmt ihm mehrere Male in den Diskussionen zu. Beide wollen Sozialleistungen für Migranten kürzen, die Grundsicherung für Flüchtlinge beispielsweise soll halbiert werden. EU-Bürger, die in Österreich arbeiten, sollen keine Kinderbeihilfe beziehen können, wenn ihre Kinder im Heimatland leben. Die Sozialleistungen hätten eine "Sogwirkung für Wirtschaftsflüchtlinge", sagt Strache. Kurz wiederholt das wenig später nur in anderen Worten.

Der Kuschelkurs gibt einen ersten Vorgeschmack auf die neue Regierung in Österreich: Erwartet wird eine Zusammenarbeit von ÖVP und FPÖ mit Sebastian Kurz als jüngstem Regierungschef Europas.

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