Süddeutsche Zeitung

Cybersicherheit:Hacker im Dienste der Bundeswehr

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Von Joachim Käppner

Es ist kein Geheimnis, dass Hacker versuchen, in die Netzwerke staatlicher Institutionen einzudringen. Wie der Bundestag ist auch die Bundeswehr zahlreichen Cyber-Attacken ausgesetzt. Weniger bekannt ist, dass die deutsche Armee selber Hacker einsetzt. Wie Spiegel Online am Freitag berichtete, hat die Bundeswehr erstmals einen Cyber-Einsatz absolviert, der nicht allein dem Schutz der eigenen Netze galt. Die Hacker in Uniform seien in die internen Netze eines afghanischen Mobilfunkbetreibers eingedrungen und hätten entscheidende Informationen zur Befreiung einer entführten deutschen Entwicklungshelferin beschafft.

Die Bundesregierung äußerte sich zu dem Bericht nicht. Er wirft aber ein Schlaglicht auf eine sehr neue Einheit namens Computer Netzwerk Operationen (CNO). Diese ist Teil der Aufrüstung im Cyberspace, mit der sich die Bundeswehr gegen virtuelle Bedrohungen wappnet, aber auch für eher aktive Operationen wie jetzt wohl in Afghanistan.

"Wie ziehst du eine Firewall um ein Feldlager?"

Sowohl im Verteidigungsministerium als auch bei der Truppe selbst befindet sich die digitale Abwehr im "Cyber- und Informationsraum" weiter im Aufbau. Weil die nötigen Spezialisten dafür nicht wirklich der klassischen Klientel für den Soldatenberuf angehören und das herkömmliche Laufbahnrecht Netz-Nerds eher weniger lockt, wirbt die Bundeswehr mit ungewöhnlichen Sprüchen und Methoden um Hacker-Nachwuchs: "Gegen virtuellen Terror hilft kein Dislike-Button" oder "Wie ziehst du eine Firewall um ein Feldlager?"

In den kommenden Jahren wollen die Streitkräfte Hunderte militärische und zivile Stellen neu besetzen. Die Opposition im Bundestag, aber auch Abgeordnete der SPD sorgen sich, ob die Cyberkrieger bei offensiveren Aktionen im Rahmen des Völkerrechtes handeln und inwieweit solche Operationen von einem vorgeschriebenen Mandat des Bundestages gedeckt wären.

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Quelle:
SZ vom 24.09.2016
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