Süddeutsche Zeitung

Cyberangriffe und die Folgen:Biden warnt vor einem "echten Krieg"

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Wachsende Bedrohung: Ein Cyberangriff von großer Tragweite kann aus der Sicht des US-Präsidenten schwerwiegende Folgen haben.

US-Präsident Joe Biden hat am Dienstag vor einem Krieg als Folge eines Cyberangriffs großen Ausmaßes gewarnt. Wenn die Vereinigten Staaten in "einem echten Krieg mit einer Großmacht enden, dann als Folge eines Cyberangriffs von großer Tragweite", sagte er bei seinem ersten Besuch im Büro der Geheimdienstkoordination (ODNI) seit seinem Amtsantritt. "Und die Fähigkeiten nehmen exponentiell zu", fügte er mit Blick auf Cyberattacken vor Mitarbeitern der Behörde hinzu, die 17 US-Nachrichtendienste beaufsichtigt.

Am Mittwoch wollte Biden ein Nationales Sicherheitsmemorandum zur Cybersicherheit für sogenannte kritische Infrastruktur unterzeichnen. Damit sollen unter anderem lang überfällige Maßnahmen gegen die Bedrohung durch Cyberangriffe umgesetzt werden. Bei seinem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin Mitte Juni in Genf hatte Biden diesem eine Liste von 16 Arten der Infrastruktur gegeben, die aus Sicht der USA niemals angegriffen werden dürften - weder von einem Staat noch von individuellen Gruppen aus einem bestimmten Land, wie es in einer Mitteilung des US-Außenministeriums damals hieß.

Die US-Regierung und mehrere Verbündete hatten vergangene Woche China für "unverantwortliche böswillige Cyberaktivitäten" verantwortlich gemacht. Unter anderem sehen die Vereinigten Staaten China hinter dem Angriff auf die E-Mail-Software Exchange Server des US-Konzerns Microsoft im März. Unterstützt wurden die Vorwürfe in einer außergewöhnlichen Allianz auch von der Europäischen Union, Großbritannien, der Nato und weiteren Partnern. Peking wies die Anschuldigungen als Verleumdungen zurück und bezeichnete hingegen die Vereinigten Staaten als "Weltmeister der bösartigen Cyberangriffe".

USA machen auch russische Geheimdienste für Hackerangriff verantwortlich

Anfang Juli hatte Biden zudem Putin nach Hackerangriffen mutmaßlich aus Russland aufgefordert, gegen die Täter vorzugehen. In einem etwa einstündigen Telefonat habe Biden dabei "anhaltende Ransomware-Angriffe von Kriminellen mit Sitz in Russland" angesprochen, teilte das Weiße Haus damals mit.

Anlass war, dass Hacker über eine Schwachstelle beim amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya Hunderte Unternehmen mit Erpressungssoftware angegriffen hatten. Die von Experten in Russland verortete Gruppe REvil verlangte umgerechnet etwa 59 Millionen Euro in der Digitalwährung Bitcoin für einen Generalschlüssel zu allen betroffenen Computern. Die USA machen zudem russische Geheimdienste für einen massiven Hackerangriff auf Ministerien, Behörden und Firmen in den Vereinigten Staaten verantwortlich.

"Wir haben gesehen, wie Cyber-Bedrohungen, einschließlich Ransomware-Angriffen, zunehmend in der Lage sind, Schäden und Störungen in der realen Welt zu verursachen", so Biden am Dienstag. Wörtlich fügte er hinzu: "Ich kann das nicht garantieren, und Sie sind so gut informiert wie ich, aber ich denke, dass es wahrscheinlicher ist, dass wir am Ende - nun, wenn wir in einem Krieg, einem echten Krieg mit einer Großmacht enden, dann als Folge eines Cyberangriffs von großer Tragweite."

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