Süddeutsche Zeitung

Bundeswehr:Eine Schande

Schon wieder wird die Bundeswehr von Rechtsextremismus-Fällen erschüttert. Wer solch eine Haltung verniedlicht, sollte keinen Platz in der Truppe haben.

Kommentar von Joachim Käppner

Als Ursula von der Leyen der Bundeswehr 2017 ein "Haltungsproblem" bescheinigte, ging es um Vorwürfe des Rechtsextremismus und massiver Schikane gegen Untergebene. Die Verteidigungsministerin richtete sogar eine eigene Beschwerdestelle für Betroffene ein. Nicht wenige Offiziere fühlten sich damit unter Generalverdacht gestellt, unwürdige Behandlung von Soldatinnen und Soldaten nicht ernst genug zu nehmen. Und fairerweise muss man sagen, dass solche Fälle in einer Armee von mehr als 180 000 Menschen wirklich nicht an der Tagesordnung sind.

Vielleicht hätte die Ministerin sagen sollen: In der Bundeswehr gibt es ein Haltungsproblem. Es ist das Problem einer Minderheit - aber mit desaströsen Folgen für den Ruf der Truppe. Und damit ein sicherer Weg, viele junge Menschen gar nicht erst in Versuchung zu bringen, freiwillig zur Bundeswehr zu gehen. Ausgerechnet das elitäre Kommando Spezialkräfte (KSK) wird gleich von zwei Fällen erschüttert, in denen sich Vorgesetzte offenbar rechtsextrem verhalten haben, einer soll den "Reichsbürgern" nahestehen und schon vor Jahren durch Gepöbel im Nazi-Jargon aufgefallen sein.

Wenigstens greift die Führung jetzt härter durch; ein neues Meldesystem und der Einsatz des Militärgeheimdienstes MAD scheinen zu wirken. Es geschieht etwas, spät, aber hoffentlich nicht zu spät. Rechtsextremismus und Mobbing sind eine Schande für die Bundeswehr - wer dies verniedlichen oder nicht verstehen will, sollte keinen Platz in der Truppe haben.

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Quelle:
SZ vom 09.02.2019
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