Süddeutsche Zeitung

Bundeswehr:Neue Ausrüstung kommt endlich bei der Truppe an

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Schutzwesten, Helme, Kampfanzüge: Nach schleppendem Beginn der "Zeitenwende" melden die ersten Verbände der Bundeswehr: Vollausstattung erreicht. Zur Freude der Wehrbeauftragen Eva Högl.

Von Mike Szymanski, Berlin

Die Bundeswehr kann bei der geplanten Vollausstattung ihrer Soldatinnen und Soldaten bis Ende 2025 unter anderem mit neuen Schutzwesten, Helmen, Kampfbekleidung und Rucksäcken erste Erfolge vermelden. Wie ein Sprecher auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung mitteilte, sind inzwischen die ersten Verbände komplett mit neuem Material beliefert worden.

Neben der sogenannten "Speerspitzen"-Brigade, die in diesem Jahr mit 8000 Frauen und Männern den Kern der schnellen Eingreiftruppe der Nato stellt, sei auch die Luftlandebrigade 1 nunmehr "mit den neuen Artikeln vollständig ausgestattet" worden, teilte die Bundeswehr mit. Das sind weitere 4400 Soldatinnen und Soldaten, die mit modernster Ausstattung ausgerüstet worden seien.

Besonders eklatant ist der Mangel bei Schutzwesten

Ein zentrales politisches Versprechen im Zuge der sicherheitspolitischen Zeitenwende an die Bundeswehr lautete, die Soldatinnen und Soldaten zügig besser mit persönlicher Ausrüstung zu versorgen. Im April vergangenen Jahres hatte die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) angekündigt: "Wir statten die gesamte aktive Truppe bis 2025 mit dem vollen Umfang an persönlicher Einsatzbekleidung und persönlicher Ausrüstung aus." 181 000 Soldatinnen und Soldaten dienen in der Bundeswehr. 2,4 Milliarden Euro stellt das Ministerium für dieses Vorhaben zur Verfügung.

Bereits zuvor hatte Lambrecht im Interview mit der SZ erklärt, es handle sich nur um eine Frage von Wochen, bis die Truppe feststellen werde, dass sich die Lage für die Soldatinnen und Soldaten verbessert. Daraus wurden dann allerdings viele Monate. Einerseits zogen sich die Beschaffungsprozesse hin, andererseits meldete die Industrie Lieferschwierigkeiten aufgrund der gestiegenen Nachfrage mit Kriegsausbruch in der Ukraine.

Bei Schutzwesten ist der Mangel besonders eklatant: Soldaten bekommen sie zur Verfügung gestellt, wenn sie in Einsätze gehen oder auf die Schießbahn, danach müssen sie die Westen häufig immer noch wieder abgeben, weil nicht genügend vorhanden sind.

Auch Reservisten sollen besser ausgestattet werden

Stand Mai 2023 wurden nach Angaben aus dem Beschaffungsamt knapp 18 000 Schutzwesten, 26 400 Gefechtshelme, knapp 50 000 neue Rucksacksysteme und 46 000 Sätze an Kampfbekleidung an Soldaten ausgegeben. Die Ausstattung der Verbände erfolge nach einer festen Reihenfolge.

Die Speerspitzen-Brigade beispielsweise muss innerhalb von Tagen einsatzbereit überall dorthin verlegt werden können, wo die Nato sie braucht. Die Luftlandebrigade 1 ist die am schnellsten verfügbare Brigade für Krisen im Ausland und wird beispielsweise für Evakuierungsoperationen eingesetzt.

Trotzdem liegen noch große Aufgaben vor den Beschaffern: Insgesamt soll die Truppe 122 000 neue Gefechtshelme, 305 000 Schutzwesten, 150 000 Sätze Kampfbekleidung und 250 000 Rucksacksysteme bekommen. Die hohen Zahlen erklären sich dadurch, dass auch Reservisten besser ausgestattet werden sollen. Die Beschaffungsbehörde sieht sich auf einem guten Weg: Probleme mit Produktionskapazitäten und Lieferketten seinen "befriedigend bewältigt" worden.

Eva Högl, die Wehrbeauftragte des Bundestages, die über den Zustand der Bundeswehr wacht, zeigt sich mit dem Zwischenergebnis zufrieden: "Die Vollausstattung der Truppe mit persönlicher Ausrüstung ist auf einem guten Weg", sagte Högl der SZ. "Dieses Tempo gilt es beizubehalten, damit das Ziel bis 2025 erreicht wird." Auch bei ihren Truppenbesuchen habe sie gemerkt, dass neue Ausrüstung in der Truppe ankommt. Die Soldatinnen und Soldaten freue das sehr. "Sie nehmen das als Wertschätzung und Anerkennung ihres wertvollen Dienstes wahr", erklärte Högl.

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