Süddeutsche Zeitung

USA:"In Amerika wird das Böse nicht gewinnen, das verspreche ich euch"

Lesezeit: 2 min

Joe Biden besucht Buffalo und verurteilt die Bluttat eines 18-Jährigen mit zehn Toten als rassistischen Terrorismus. Medien und der Politik gibt der US-Präsident eine Mitschuld.

US-Präsident Joe Biden hat die Attacke von Buffalo mit zehn Toten als rassistischen Terrorismus verurteilt und auch Medien und Politik schwere Vorwürfe gemacht. "Was hier passiert ist, ist schlicht und einfach Terrorismus", sagte der US-Präsident in Buffalo. Die Ideologie der Vorherrschaft von Weißen (White Supremacy) sei "giftig" und habe keinen Platz in Amerika. Er rief alle Menschen im Land dazu auf, diese "Lüge" zurückzuweisen. "Und ich verurteile diejenigen, die diese Lüge für Macht, politischen Gewinn und Profit verbreiten", so Biden weiter.

Am Samstag hatte ein Schütze mit einem Sturmgewehr vor und in einem Supermarkt das Feuer eröffnet, zehn Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Der 18-jährige Beschuldigte wurde noch am Tatort festgenommen. Den Ermittlern zufolge war die Tat rassistisch motiviert - elf der 13 Opfer waren schwarz, und Buffalo hat eine mehrheitlich schwarze Bevölkerung.

Biden besuchte am Dienstag mit seiner Ehefrau Jill den Tatort und legte dort Blumen nieder. Die beiden trafen außerdem Angehörige der Opfer, Ersthelfer, Polizei und örtliche Politikerinnen und Politiker. In seiner emotionalen Rede sprach Biden ausführlich über die Opfer. Der Schütze sei eine "hasserfüllte" Person. "In Amerika wird das Böse nicht gewinnen, das verspreche ich euch. Der Hass wird sich nicht durchsetzen", so der US-Präsident. Der Schütze habe "unschuldige Menschen im Namen einer hasserfüllten, auf Angst und Rassismus beruhenden Ideologie massakriert".

Die Ideologie der White Supremacy sei "pervers", so Biden. Die Anti-Rassismus-Organisation Anti-Defamation League schreibt, "White Supremacists" gingen davon aus, dass die Weißen Gefahr liefen auszusterben. Sie glaubten, dass fast alle Taten gerechtfertigt seien, die dazu beitrügen, Weiße zu "retten". Biden prangerte nun an, dass dieser Hass auch durch "Medien, die Politik und das Internet" geschürt werde. Er sagte allerdings nicht, wen er konkret meinte.

Seine Sprecherin Karine Jean-Pierre hatte zuvor gesagt, dass die US-Regierung diesen Leuten keine Aufmerksamkeit schenken wolle. "Die Leute, die diesen Dreck verbreiten, wissen also, wer sie sind, und sie sollten sich schämen", sagte Jean-Pierre. Nach der Tat war etwa der rechte und einflussreiche Moderator Tucker Carlson, der durch eine Abendsendung beim konservativen TV-Sender Fox News führt, in den Fokus geraten. Carlson hatte in der Vergangenheit verbreitet, die Demokraten würden versuchen, die derzeitigen Wähler in den USA durch "gehorsamere Wähler aus der Dritten Welt" auszutauschen.

Im Internet war ein 180 Seiten langes Manifest mit rassistischen und gewaltbereiten Aussagen aufgetaucht, das dem Schützen von Buffalo zugeschrieben wird. Darin ist auch die Rede von der "Great Replacement Theory" ("Theorie vom großen Austausch"), einem Verschwörungsmythos der extremen Rechten. Darin wird behauptet, nicht-weiße Angehörige anderer Glaubensrichtungen arbeiteten gezielt daran, weiße Christen mit europäischer Abstammung zu "ersetzen". In den USA findet diese Theorie mehr und mehr Verfechter in Talkshows rechter Sender und Teilen der republikanischen Partei.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5586829
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/jael
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.