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Nominierung als US-Botschafter:Hamburger braten als Qualifikation

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Brasiliens ultrarechter Präsident Bolsonaro will seinen nicht minder rechten Sohn Eduardo zum Botschafter in den USA machen. Die Öffentlichkeit ist empört.

Von Benedikt Peters

Es gibt einige Parallelen zwischen Donald Trump und Jair Bolsonaro, dazu zählen zum Beispiel ihr überraschender Aufstieg zur Macht und ihre Abneigung gegen alles, was irgendwie links ist. Von einer weiteren Gemeinsamkeit konnte man sich in den vergangenen Tagen überzeugen: Den Präsidenten der zweit- (USA) und der viertgrößten Demokratie der Welt (Brasilien) beliebt es, enge Verwandte in höchste politische Ämter zu hieven.

Donald Trump hat bekanntlich seine Tochter Ivanka und seinen Schwiegersohn Jared Kushner zu engen politischen Beratern gemacht, Kushner ist zudem Sondergesandter für den Nahen Osten. Bolsonaro nominierte seinen drittgeborenen Sohn Eduardo nun für das Amt des brasilianischen Botschafters in den USA.

Die Bolsonaros betreiben schon seit Längerem Politik als Familiengeschäft. Aus erster Ehe hat Jair Bolsonaro drei Söhne; Flávio, 38, ist seit der letzten Wahl Abgeordneter im Senat, der zweitälteste Carlos, 36, sitzt seit 18 Jahren im Stadtrat von Rio de Janeiro. Eduardo ist der jüngste Sohn aus erster Ehe, weshalb er auch "Bolsonarinho" genannt wird. Er ist Abgeordneter im Repräsentantenhaus und wurde gerade 35, womit er das in Brasilien erforderliche Mindestalter für einen Botschafterposten erreicht hat. Also schritt der Papa gleich mal zur Tat.

In Brasilien hat das einen Aufschrei ausgelöst, und zwar nicht nur bei der Opposition, sondern auch bei einigen von Bolsonaros Wählern. Denn das Geißeln von Vetternwirtschaft, Korruption und Postengeschacher war ein wesentlicher Bestandteil seines Wahlkampfs, bei dem - natürlich - auch die Söhne eifrig mitarbeiteten. Jair Bolsonaro nennt seine Kinder der Einfachheit halber absteigend nach Alter "Null Eins", "Null Zwei" und "Null Drei".

Kritik gibt es nun auch, weil sich viele fragen, ob "Null Drei" wirklich geeignet ist für den besonders wichtigen Botschafterposten in Washington. Eduardo Bolsonaro hat dazu schon selbst Stellung genommen. Vor Journalisten verwies er darauf, dass er der Kommission für Auswärtige Angelegenheiten im Repräsentantenhaus vorsteht. "Ich bin auch schon viel rumgekommen, war zum Austausch in den USA, ich habe dort Burger gebraten und mein Englisch verbessert", sagte er.

Mit dem Englisch ist es aber so eine Sache, wie zum Beispiel ein Interview zeigt, das "Bolsonarinho" nach der Wahl seines Vaters ins Präsidentenamt dem US-Sender Fox News gab. Manchmal versteht man zwar, was er sagen will. Ein bisschen aber erinnert der Auftritt an einen scheidenden EU-Kommissar aus Baden-Württemberg, der einst auf Englisch daherholperte, dass ja alle gemeinsam in einem Boot säßen.

Vater und Sohn haben aber in den vergangenen Tagen klar gemacht, dass sie sich um die Kritik nicht scheren. Bei einem Botschafter komme es vor allem darauf an, dass er gut vernetzt sei, sagte Jair Bolsonaro - und das ist der Sohn in der Tat. Wobei "gut" natürlich eine Frage des Blickwinkels ist. Eduardo ist der Lateinamerika-Chef von "The Movement", der ultrarechten Bewegung, die der Rassist und ehemalige Trump-Berater Steve Bannon gegründet hat.

Auch mit Trump selbst scheint sich Eduardo gut zu verstehen, zumindest lobte ihn der US-Präsident öffentlich bei einer Pressekonferenz im März, als dieser im Rahmen des Antrittsbesuchs seines Vaters in Washington weilte. "Du machst einen fantastischen Job", sagte Trump damals zu Eduardo.

Beinahe vergessen scheint angesichts der Lobeshymnen, dass es Eduardo war, der den Einzug seines Vaters in den brasilianischen Präsidentenpalast noch ernstlich in Gefahr gebracht hatte. Eine Woche vor der Wahl im Herbst 2018 war ein Video publik geworden, in dem der Sohn sich zu der Äußerung verstieg, dass es gerade einmal zwei Soldaten brauche, um den Obersten Gerichtshof des Landes zu schließen. Die Öffentlichkeit reagierte empört und witterte eine Rückkehr der Militärdiktatur, der Vater sackte in den Umfragen ab, ehe er den Sohn maßregelte. Wer den Obersten Gerichtshof schließen wolle, brauche einen Psychiater, sagte er.

Vielleicht erinnern sich an diese Episode ja noch manche Abgeordnete im Senat. Diese müssen der Nominierung Eduardos nämlich noch zustimmen.

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