Süddeutsche Zeitung

Burka-Affäre:Disziplinarverfahren gegen Boris Johnson

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Wegen seiner umstrittenen Äußerungen zu Burka-Trägerinnen muss sich der frühere britische Außenminister Boris Johnson einem Disziplinarverfahren der Konservativen Partei in Großbritannien stellen. Die Partei habe eine Serie von Beschwerden erhalten, hieß es aus Parteikreisen. Ein unabhängiges Gremium werde entscheiden, ob er den Verhaltenskodex der Partei gebrochen habe. Im Extremfall droht ihm dabei der Ausschluss aus der Fraktion oder sogar aus der Partei.

Johnson steht seit Tagen in der Kritik, weil er Frauen mit Vollverschleierung in seiner wöchentlichen Kolumne im Telegraph am Montag mit "Bankräubern" und "Briefkästen" verglichen hatte. Er schrieb außerdem, dass Menschen mit der Burka "lächerlich" aussähen. Ihm wird vorgeworfen, damit Stimmung gegen Muslime machen zu wollen und sich bei rechtskonservativen Wählern anzubiedern.

Kritik kommt auch von Theresa May

Auch Premierministerin Theresa May schloss sich den Forderungen nach einer Entschuldigung an. Während es der Regierungsposition entspreche, die Burka nicht wie in anderen europäischen Ländern zu verbieten, kritisierte sie Johnsons Wortwahl. "Ich glaube, wir sollten alle mit der Sprache und den Begriffen, die wir verwenden, sehr umsichtig sein", sagte May. "Es ist sehr klar, dass die Sprache, die Boris genutzt hat, Menschen verletzt hat." Berichten zufolge lehnte Johnson eine Entschuldigung ab.

Mohamed Sheikh, Mitglied im House of Lords und Gründer des konservativen muslimischen Forums, forderte Johnsons Rauswurf aus der Partei. "Nehmt ihm die Parteimitgliedschaft weg. Warum nicht?", sagte er dem Sender BBC. Der konservative Politiker Dominic Grieve, der sich gegen Johnsons harte Brexit-Linie einsetzt, kündigte an, die Partei zu verlassen, wenn Johnson jemals deren Führung übernehmen sollte.

Johnson war im Juli im Streit um die Pläne Mays für den EU-Austritt zurückgetreten. Dem ehemaligen Wortführer der Brexit-Kampagne werden Ambitionen auf das Amt des Regierungschefs nachgesagt. Nach einer Umfrage unter Tory-Anhängern von Anfang August ist er der Favorit für die Nachfolge von Premierministerin May. Diese Hoffnungen würden mit einem Ausschluss aus der Fraktion jedoch einen herben Dämpfer bekommen.

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