Süddeutsche Zeitung

Bombenangriff von Kundus:Bundeswehr filmte mit

Lesezeit: 1 min

Neues Video zum umstrittenen Luftschlag in Afghanistan: Oberst Klein konnte den Angriff auf die von Taliban entführten Tanklastzüge mitverfolgen - denn die Bundeswehr filmte das Flammeninferno.

Bei seiner Entscheidung für den Luftangriff auf zwei Tanklastzüge in Afghanistan Anfang September soll der deutsche Oberst Georg Klein auch auf Bildmaterial der Bundeswehr zurückgegriffen haben. Laut Bild filmte auch eine Kamera der Bundeswehr mit. Das Blatt veröffentlichte auf seiner Internetseite dementsprechende Video-Aufnahmen.

Dem Bericht zufolge wurden diese Bilder nicht aus der Luft, sondern vom Boden aus aufgenommen. Dass die Bundeswehr in der Nacht vom 4. September über "bodengestützte Aufklärungsmittel" verfügte, war bislang nicht bekannt. Das Video zeigt die Momente vor der Explosion, die Feuerbälle der brennenden Tanklaster und mehrere Minuten nach dem Bombardement.

Bei dem von der Bundeswehr in den frühen Morgenstunden des 4. September angeordneten Luftangriff waren nach Nato-Angaben bis zu 142 Menschen getötet worden, darunter auch Zivilisten.

Laut Bild lagen im Einsatzführungskommando in Potsdam zuvor schon Videobilder vor, die der B1-B-Bomber der US-Armee aufgenommen hatte. Auf den Bildern waren demnach eindeutig sowohl Menschen mit Waffen wie Kalaschnikows zu erkennen, aber ebenso Unbewaffnete, die somit nicht sicher den radikalislamischen Taliban zuzurechnen waren.

Wie das Blatt unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente zudem berichtet, begann der Einsatz der Bundeswehr gegen die Taliban offenbar deutlich früher als bisher bekannt.

Im Zusammenhang mit der späteren Bombardierung bezieht sich demnach eine Meldung der "Task Force 47" an das Einsatzführungskommando in Potsdam auf den Bericht eines Informanten. Dieser Bericht soll auf den 3. September, morgens um 9.30 Uhr Ortszeit datiert sein.

Früher Bericht der Task Force 47

Die "Task Force 47" wird zum Teil aus Mitgliedern der Bundeswehr-Eliteeinheit KSK gebildet. Aus deren Einsatzzentrale soll der umstrittene Luftangriff bei Kundus geführt worden sein.

Dem Bericht zufolge bestehe die Gruppe seit Oktober 2007 in Kundus, unterstehe aber nicht dem Kommandeur des dortigen Wiederaufbauteams (PRT). Die Hälfte ihrer derzeit 120 Soldaten seien Spezialkräfte.

Obleute der Bundestagsfraktionen kritisierten demnach, dass sie auch in den geheimen Unterrichtungen nur über KSK-Einzeloperationen, aber nicht über die Gruppe, ihren Auftrag und ihre Führungsstrukturen informiert worden seien.

Vertreter des Verteidigungsministeriums hätten auf mehrfache konkrete Nachfragen von Obleuten zudem stets verneint, dass das KSK am 4. September beteiligt gewesen sei, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung weiter.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.134705
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/AFP/dpa/odg
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.