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Sexueller Übergriff:Schweden nimmt Untersuchungen gegen Assange wieder auf

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Die Ermittlungen gegen den Wikileaks-Gründer Julian Assange wegen des Vorwurfs eines sexuellen Übergriffs werden in Schweden wieder aufgenommen. Das teilte die stellvertretende Direktorin für öffentliche Strafverfolgungen, Eva-Marie Persson, mit. Es gebe noch immer den wahrscheinlichen Fall, dass Assange einen sexuellen Übergriff begangen habe, sagte sie. Eine neue Befragung sei notwendig.

Der gebürtige Australier war am 11. April von der britischen Polizei in der Botschaft Ecuadors festgenommen worden, nachdem das Land das politische Asyl für Assange aufgehoben hatte. Am selben Tag noch beantragte die Anwältin der Frau, die von Assange missbraucht worden sein soll, eine Wiedereröffnung der Ermittlungen.

Die schwedischen Ermittlungen waren 2017 eingestellt worden, da die Staatsanwaltschaft keine Möglichkeit sah, den Fall weiterzuverfolgen, da Assange seit 2012 in der Botschaft saß. Mit der Festnahme Assanges durch die britische Polizei hat sich die Lage nun geändert. Die Vorwürfe einer zweiten Frau sind inzwischen verjährt. Beide Frauen beschuldigen Assagange sexueller Vergehen aus dem Jahr 2010. Er hatte die beiden Frauen in Stockholm getroffen, als er dort eine Rede halten sollte.

Für weitere Ermittlungen sowie eine strafrechtliche Verfolgung des Falls in Schweden müsste Assange von Großbritannien ausgeliefert werden. Ein diesbezüglicher Europäischer Haftbefehl werde von der schwedischen Staatsanwaltschaft ausgestellt, so Persson.

Der derzeitige Wikileaks-Chefredakteur, Kristinn Hrafnsson, sagte über die neuen Entwicklungen, dass Assange - entgegen der Medien-Wahrnehmung - immer bereit gewesen wäre, sich den Fragen der schwedischen Autoritäten zu stellen. Die neue Untersuchung gebe ihm die Möglichkeit "seinen Namen reinzuwaschen". Hrafnsson hatte am Montag nach eigenen Worten keine Gelegenheit, mit Assange zu sprechen und wusste deshalb nicht, wie dieser auf die Nachricht reagiert

Assange, der die Vorwürfe immer zurückgewiesen hat, fürchtete, via Schweden in die USA ausgeliefert zu werden. Dort droht ihm eine Anklage wegen der Veröffentlichung von Militärdokumenten zu den US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan. Eine Straftat, die mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden könnte.

Offenbar hat die Generalstaatsanwaltschaft von Ecuador einer Durchsuchung von Assanges früherem Zimmer in der Botschaft in London zugestimmt. Die spanische Tageszeitung El País berichtet, Dokumente, Mobiltelefone, Computer und Datenträger des Netzaktivisten sollten an die USA weitergegeben werden. Demnach soll der versiegelte Raum am 20. Mai durchsucht werden. Assanges Anwalt bezeichnete die Übergabe der Habseligkeiten des Wikileaks-Gründers an die USA als eine "absolute Verletzung des Asylrechts".

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