Süddeutsche Zeitung

Angebliches Mordkomplott Irans in den USA:Wer einmal lügt ...

Seit der fadenscheinigen Begründung des Irak-Kriegs ist die Glaubwürdigkeit der USA beschädigt. Umso mehr sind daher die widersprüchlichen Aussagen zu den angeblichen iranischen Attentatsplänen eine Einladung für Zweifler und Verschwörungstheoretiker. Bei der Forderung nach neuen Sanktionen dürfte das zum Problem werden.

Paul-Anton Krüger

Die USA haben ein Problem: Seit der damalige Außenminister Colin Powell im Jahr 2003 vor dem UN-Sicherheitsrat die Notwendigkeit des Irak-Krieges mit falschen Geheimdienstinformationen über Biowaffenlabors begründete, ist ihre Glaubwürdigkeit beschädigt. Das ist auch in Washington kein Geheimnis.

Umso mehr verwundert es, dass die Regierung im Fall des angeblichen iranischen Mordkomplotts gegen den saudischen Botschafter nicht einheitlich spricht und zumindest öffentlich die vielen offenen Fragen zu dem sensationell-kuriosen Fall bisher nicht aufgeklärt hat. Das ist eine Einladung für Verschwörungstheoretiker, auch wenn Justizminister Eric Holder darauf hingewiesen hat, dass die weithin auf Aussagen des Beschuldigten Manssor Arbabsiar fußende Anklage keinen Anspruch darauf erhebt, ein vollständiges Bild von der Verschwörung zu zeichnen.

Für die Strafverfolgung mag das kein Problem sein. Aber wenn Washington nun auf neue Sanktionen gegen Iran dringt, müssen die USA das ganze Bild offenlegen - mit allen Unschärfen und weißen Flecken, die es geben mag. Es reicht nicht aus, ein paar Diplomaten aus befreundeten Ländern einzuweihen, selbst wenn es aus Sicht der Geheimdienste gute Gründe geben mag, so verschwiegen wie möglich zu sein.

Die Frage, ob das weitere Vorgehen gegen das Regime in Teheran in der Welt als legitim erachtet wird, hängt auch davon ab, ob die USA öffentlich schlüssig und nachvollziehbar darlegen können, dass die Spitzen der Islamischen Republik in das Komplott verwickelt sind. Wenn die USA handlungsfähig sein wollen, sollten sie nicht zulassen, dass ihre Glaubwürdigkeit wieder in Zweifel gezogen werden kann.

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Quelle:
SZ vom 14.10.2011
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