Süddeutsche Zeitung

Afghanistan:Bundeswehrsoldat bei Selbstmordanschlag getötet

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Ein deutscher Soldat ist bei einem Anschlag in Nordafghanistan ums Leben gekommen. Das teilte Verteidigungsminister Guttenberg im Bundestag mit. Sechs weitere Soldaten wurden verwundet.

Erneut ist in Afghanistan ein Bundeswehrsoldat getötet worden. Der Mann sei bei einem Selbstmordanschlag in Nordafghanistan ums Leben gekommen, teilte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Nachmittag im Bundestag mit.

Nach seinen Angaben erfolgte der Angriff auf die deutsche Isaf-Einheit nördlich des Regionalen Wiederaufbauteams in Pol-e Khomri in der Provinz Baghlan. Weitere sechs Soldaten wurden verwundet, zwei davon offenbar schwer. Der Verteidigungsminister erklärte, er sei mit den Gedanken bei den Soldaten und Angehörigen.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt sagte, die Einheit sei mit den verletzten Soldaten noch auf dem Weg zurück ins Camp. Man hoffe, dass sie dort heil ankämen.

Das Attentat ereignete sich gegen 13:50 Uhr Ortszeit (11:20 MESZ) nördlich des Lagers des Regionalen Wiederaufteams Pol-e Khomri, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Nach dem Anschlag seien sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet worden, .

Nach Angaben des Gouverneurs der afghanischen Provinz Baghlan, Munschi Abdul Madschid, zündete der Attentäter den an seinem Körper befestigten Sprengsatz in der Nähe der Provinzhauptstadt Pol-e Khomri neben einem deutschen Militärkonvoi. Das Gebiet sei von Bundeswehrsoldaten weiträumig abgesperrt worden.

Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu der Tat und erklärten, der Attentäter habe acht ausländische Soldaten mit in den Tod gerissen. Angaben der Aufständischen sind in der Regel stark übertrieben.

Es ist bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass deutsche Soldaten in Afghanistan zu Tode kommen. Zuletzt waren im April innerhalb von nur zwei Wochen sieben deutsche Soldaten am Hindukusch getötet worden.

Bisher sind in Afghanistan seit 2001 damit insgesamt 44 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, 27 von ihnen starben bei Anschlägen und Gefechten. Mehr als 150 Soldaten wurden verletzt.

Verteidigungsminister Guttenberg informierte die Abgeordneten über den Angriff, während der Bundestag über die Versorgung von Soldaten und Zivilangestellten diskutierte, die während eines Auslandeinsatzes verwundet wurden. Diese und die Angehörigen von Gefallenen sollen künftig besser abgesichert werden.

Fraktionsübergreifend forderte der Bundestag die Bundesregierung auf, zügig ungerechtfertigte Versorgungslücken zu schließen. Neben höheren Einmalzahlungen soll der Grad der Schädigung, ab dem die Leistungen greifen, von 50 auf 30 Prozent reduziert werden.

Gefordert wird ferner, die Stichtagsregelung des Einsatzweiterverwendungsgesetzes von 2007, mit dem verwundete Soldaten eine berufliche Perspektive auch in der Bundeswehr erhalten haben, deutlich auf 1992 vorzuziehen. Damit soll eine entsprechende Versorgung ehemaliger Soldaten auf Zeit und Reservisten seit Beginn der sogenannten besonderen Auslandsverwendung gewährleistet werden.

Besser gesetzlich erfasst werden sollen auch psychische Erkrankungen. Hier soll bereits die Glaubhaftmachung eines ursächlichen Zusammenhanges mit dem Auslandseinsatz für die Anerkennung als Einsatzunfall oder Wehrdienstbeschädigung ausreichen. Dem Antrag der Unionsfraktion stimmten auch SPD und Grüne zu, die Linke enthielt sich.

Seit genau neun Jahren kämpft eine internationale Schutztruppe in Afghanistan gegen die aufständischen Taliban. 120.000 Soldaten gehören zur Isaf, 47 Länder sind an dem Einsatz beteiligt. Deutschland ist mit derzeit 4800 Soldaten der drittgrößte Isaf-Truppensteller nach den USA und Großbritannien. Die Obergrenze für das Bundeswehrkontingent beträgt 5000 Soldaten plus einer Reserve von 350 Soldaten.

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