Süddeutsche Zeitung

AfD-Spendenaffäre:Weidel zeigt anmaßende Naivität und offensive Selbstgerechtigkeit

Mit ihrer Rede bei der Haushaltsdebatte im Bundestag versucht die Co-Fraktionsvorsitzende, ihre Partei in der Spendenaffäre zu verteidigen. In Wirklichkeit tut sie das genaue Gegenteil.

Kommentar von Heribert Prantl

Alice Weidel hantiert mit dubiosen Geldzuflüssen, sie verkehrt mit dubiosen Spendern, und sie requiriert finanzielle Unterstützung für die AfD - vorbei an den gesetzlichen Vorschriften. Die Co-Fraktionschefin der AfD leitet, kurz gesagt, Rechtsverstöße auf die Mühlen ihrer Partei.

"Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist": Der Goethe- Spruch aus "Wilhelm Meisters Wanderjahren" stellt den politischen Lehrjahren der Alice Weidel ein schlechtes Zeugnis aus. Bei ihrem Auftritt im Bundestag, der eigentlich dem Haushalt des Bundes und nicht dem Haushalt der AfD hatte gelten sollen, zeigte Weidel anmaßende Naivität und offensive Selbstgerechtigkeit. Damit kompromittiert sie sich und ihre Partei. Es entbehrt nicht der Komik, dass nun bekannt wurde, dass sie Finanzhilfe ausgerechnet von einem mysteriösen "Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit" nachgefragt hat. Es handelt sich um einen Verein, der über viel Geld, aber, entgegen seinem Namen, über wenig Sinn für Rechtsstaatlichkeit verfügt.

Nach Weidels Selbstrechtfertigungsarie liest man mit besonderem Interesse, wie die zitierte Goethe-Sentenz weitergeht - so nämlich: "Weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann." Mit Weidel wird es nichts mehr werden.

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Quelle:
SZ vom 22.11.2018
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