Süddeutsche Zeitung

Vietnam:Junge steckt seit drei Tagen in Betonrohr fest

Lesezeit: 2 min

Der Zehnjährige ist auf einer Baustelle in ein extrem schmales Betonrohr gestürzt, aus dem er sich selbst nicht befreien kann. Alle Rettungsversuche sind bislang fehlgeschlagen. Es ist unklar, ob das Kind noch lebt.

Von Oliver Klasen und Leonard Scharfenberg

Schon drei Tage lang steckt Nam, so nennen ihn die Zeitungen, in dem Betonrohr, 35 Meter tief unter der Erde, auf einer Baustelle in der vietnamesischen Provinz Đồng Tháp. Im Inneren habe das Rohr nur 25 Zentimeter Durchmesser. Eigentlich schwer vorstellbar, dass ein Zehnjähriger da reinpasst und dann auch noch so tief fällt, "weil der Raum darin nur so breit ist wie die Hand eines Erwachsenen", sagt einer der Helfer an der Baustelle, die das Kind zu retten versuchen.

Nam war am Samstag verunglückt, als er auf der Baustelle weggeworfene Gegenstände sammelte, die noch brauchbar sind, schreibt die Zeitung VNExpress. Offenbar ist er gestürzt und dann in das Loch geraten. Die Zeitung schreibt, er habe zunächst noch um Hilfe gerufen. Zehn Minuten lang, dann seien die Rufe langsam verstummt.

Die ganze Region, das ganze Land nimmt jetzt Anteil an Nams Schicksal und hofft, dass er gerettet wird. Geschichten wie die von Nam schaffen es häufiger in die Nachrichten. Eine Rettung auch nach Tagen, und sei sie noch so unwahrscheinlich, das rührt die Menschen an. So war das auch Anfang 2022 in Marokko. Dort war ein Fünfjähriger in einen Brunnen gestürzt. Tagelang versuchten Helfer, ihn zu retten, doch es gelang ihnen nicht, den Jungen lebend hochzuholen. Der Schacht war zu schmal, als dass jemand sich hätte abseilen können. Oder jene Geschichte aus Spanien, die 2019 noch mehr Schlagzeilen gemacht hatte: Mehr als 100 Meter tief war der Brunnenschacht, in den der zweijährige Julen in der Nähe von Málaga gestürzt war. 13 Tage lang dauerten die Rettungsversuche, doch am Ende konnte der Junge nur tot geborgen werden.

In Vietnams Nachbarland Thailand dagegen glückte im Jahr 2018 eine spektakuläre Rettungsaktion. Eine Jugendfußballmannschaft war vom Monsunregen in einem großen Höhlensystem eingeschlossen worden. Spezialtaucher und Soldaten mussten die Kinder in einer gefährlichen Aktion befreien. Einer der Rettungstaucher kam dabei ums Leben, die Kinder konnten aber nach zwei Wochen gerettet werden.

Ob die Geschichte von Nam aus Đồng Tháp am Ende auch gut ausgeht, ist ungewiss. Lokale Medien schreiben, man wisse nicht, wie es dem Jungen gehe oder ob er überhaupt noch lebe. Zwar pumpen die Einsatzkräfte immer wieder Sauerstoff in das Rohr. Es sei jedoch zu eng, um genau feststellen zu können, in welcher Tiefe der Junge steckt, sagt ein Sprecher der örtlichen Polizei.

Alle Anstrengungen, den Zehnjährigen zu retten, sind bisher fehlgeschlagen. Helfer hatten versucht, die Erde rund um das am unteren Ende geschlossene Rohr aufzuweichen und es mittels eines Krans aus dem Boden zu ziehen.

Die Zeitung VNExpress schreibt, inzwischen habe sich das Militär eingeschaltet, Spezial-Ingenieure und Elitesoldaten geschickt. Die hätten einen Bergungsplan entworfen. Der nationale Such- und Rettungsdienst teilte optimistisch mit, die Rettung des Zehnjährigen befinde sich nach drei Tagen voller Bemühungen nun in der "Endphase". Die Einsatzkräfte seien damit beschäftigt, ein Stahlrohr mit anderthalb Metern Durchmesser um das Betonrohr zu legen, um Letzteres leichter herausziehen zu können. Anschließend sehe der Plan vor, mit einem Detektor die genaue Position des Jungen zu bestimmen, um den Beton aufschneiden zu können. Wegen der extremen Enge des Rohrs gestalteten sich allerdings auch diese Versuche als "sehr schwierig", zitiert die Zeitung Tuổi Trẻ einen Militärsprecher. Sieht so aus, als bleibe gerade nicht viel mehr als Hoffnung.

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