Süddeutsche Zeitung

Tierischer Jahresrückblick:Eine Mütze voller Küken

Ein Äffchen mit Pop-Status, ein rüpelhaftes Krokodil mit Kommunisten-Vergangenheit und ein "Seeungeheuer" in Bayern: Die bewegendsten, kuriosesten Tiergeschichten dieses Jahres, gesammelt von der SZ.de-Redaktion.

In Bildern.

Tierischer Jahresrückblick

"Mangala", die malende Elefantendame

Ein Äffchen mit Pop-Status, ein rüpelhaftes Krokodil mit Kommunisten-Vergangenheit und ein "Seeungeheuer" in Bayern: Die bewegendsten, kuriosesten Tiergeschichten dieses Jahres, gesammelt von der SZ.de-Redaktion. Ein Elefant greift zu Pinsel und Farbe: Elefantenkuh Mangala aus dem Tierpark Hellabrunn malte mit ihrem Rüssel 2007 ein so schönes Gemälde, dass das Kunsthaus Ketterer es am 13. Dezember 2013 für 6002 Euro im Internet versteigerte. Für einen guten Zweck, versteht sich: Die Elefantendame beziehungsweise der Tierpark spendet die Summe an die Münchner Klinik-Clowns. Das Bild ohne Titel hat Mangala ganz alleine auf die Leinwand gebracht - nur beim Pinseltunken haben die Pfleger geholfen, sonst hätte es regelmäßig Farbüberflutungen im Tierpark gegeben. Auch wenn Mangala selbst nicht weiß, was sie da mit Rüssel und Pinsel auf die Leinwand gezaubert hat: Die grün-blau-rot-schwarzen Farbstriche sind laut Kunsthistorikerin Daniela Stöppel vom Institut für Kunstgeschichte ein "Werk der informellen Kunst".

Tierischer Jahresrückblick

Neue Raubtierart entdeckt

Sieht aus wie eine Mischung aus Teddybär und Katze: Im August 2013 wurde eine neue Raubtierart entdeckt - der Anden-Makibär, auch bekannt als Olinguito. Der Kleine hat sich bisher erfolgreich vor der Menschheit versteckt. Vielleicht deshalb, weil Olinguitos in Wäldern leben und am liebsten so hoch wie möglich auf Bäume klettern. Forscher haben einige Exemplare dieser Art durch Zufall in südamerikanischem Gebirge entdeckt, als sie auf der Suche nach Makibären waren. Der Olinguit ist mit dem Makibär verwandt, unterscheidet sich jedoch genetisch von dieser Art. Es ist das erste Mal seit 35 Jahren, dass in der westlichen Hemisphäre eine neue Raubtierart entdeckt wurde.

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Entlaufenes Känguru gesund gepflegt

Linus hüpft wieder. Das kleine Känguru wurde im Juli in der Pflegestation des Dachauer Tierheims aufgepäppelt. Feuerwehrmänner hatten das völlig abgemagerte und geschwächte Beuteltier in der Nähe von Eisenbahnschienen in Kleinberghofen eingefangen. Das Rotnackenwallaby wird bis heute nicht vermisst - niemand weiß, wo es ausgebüxt ist. Seit September ist es wieder völlig gesund, hat die Quarantäne und die Medikation gut überstanden. In der Gruppe der anderen Kängurus des Tierschutzvereins Dachau wurde Linus freundlich aufgenommen.

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Popcorn, der von Obama begnadigte Truthahn

Popcorn ist der Name des seit dem diesjährigen Thanksgiving wohl bekanntesten Truthahns der Welt. Unter den 46 Millionen Truthähnen, die die US-Amerikaner im November verzehren, hat Obama ihn offiziell zum "Nationalen Thanksgiving-Truthahn" gekürt. Die US-Bürger durften zuvor auf Facebook und Twitter darüber abstimmen. Popcorn isst am liebsten Mais und hat sich auf dem Weg zum Siegertreppchen gegen seinen schwereren Konkurrenten Caramel durchgesetzt. In diesem Jahr war der US-Präsident aber besonders barmherzig. Er dachte sich wohl: "Yes we can" zwei Truthähne begnadigen und kürte Caramel zu seinem neuen Wahlkampfhelfer, der ihm beim Spenden sammeln helfen soll.

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"Bao Bao", Washingtons Baby-Panda

Sie tritt in große Fußstapfen: Nachdem der berühmte Panda "Bao Bao" ("Schatz, Liebling") aus dem Berliner Zoo - einst ein Geschenk Chinas an Helmut Schmidt - im Alter von 34 Jahren verstarb, wurde nun ein kleines Panda-Mädchen auf den Namen des berühmten Vetters getauft. 123.000 Menschen aus aller Welt - unter ihnen auch die Präsidentengattin Michelle Obama - hatten über den Namen des Babys abgestimmt. Seit der Geburt des Pandas ist ganz Amerika begeistert von "Bao Bao". All ihre Gehversuche in der neuen Welt sind für Fans durch eine "Panda-Cam" im Internet zu beobachten. Und so sehen die Zuschauer, was das Panda-Mädchen den ganzen Tag über so macht.

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Verhaftetes Eichhörnchen

Kuriose Polizeimeldung im Juni: Ein kleines Eichhörnchen hat den Blitzmarathon der Polizei in Enger (Kreis Herford) kurzzeitig sabotiert. "Das Eichhörnchen lief auf der Straße herum und krabbelte an den Kollegen hoch", sagte ein Polizeibeamter. "Eine Anwohnerin brachte dann einen alten Hamsterkäfig vorbei." Um Gefahr für Leib und Leben abzuwenden, sei das anhängliche Tier vorübergehend in Gewahrsam genommen worden. Nach anderthalb Stunden wurde es wieder auf freien Fuß gesetzt, "und zack! war es weg", hieß es in der Polizeimeldung.

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Mopsdame "Emma"

Dutzende Aktenordner voller Möpse: In Ingolstadt begann im November ein Streit zwischen einer Hundebesitzerin und einer Züchterin vor Gericht. Streitgegenstand: Mops-Hündin "Emma" - besser gesagt, ihre kaputte Wirbelsäule. Frauchen glaubt nämlich, dass ihr Liebling mit einem genetischen Schaden geboren wurde und forderte die Hälfte des Kaufpreises zurück. Ein Gutachten, das nach Angaben des Gerichts Ende November in Auftrag gegeben wurde, soll Klarheit bringen. (Im Bild: Ein Mops während des Internationalen Mopstreffens in Berlin)

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Das rüpelhafte Krokodil "Fidel", pardon "Fidelio"

Aus "Fidel" wird "Fidelio": Im Zoo von Hoyerswerda (Sachsen) wurde ein Rauten-Krokodil nach intensiver öffentlicher Diskussion offiziell umbenannt. Der bisherige Name des im August geschlüpften Reptils hatte manchen zu sehr an Kubas früheren Staatschef Fidel Castro erinnert. Deshalb war der Zoo als öffentlich geförderte Einrichtung zu "mehr Sensibilität im Umgang mit bestimmten Begriffen" aufgefordert worden. Das erstgeborene der sieben Rautenkrokodile hatte den Namen "Fidel" bekommen, um auf das Herkunftsland der extrem seltenen Art hinzuweisen. Sie lebt ausschließlich in zwei Sumpfgebieten Kubas. "Einen direkten Bezug zum Diktator Fidel Castro oder gar eine Glorifizierung seiner Person hatte dabei nun wirklich keiner im Sinn", stellt der Zoo schon länger auf seiner Homepage klar. Inoffiziell sei er aber durchaus "Castro" genannt worden, bestätigte die Zoodirektorin. "Fidel" sei äußerst rüpelhaft gewesen und habe seine Geschwister mit Bissen und Schlägen durch seinen Schwanz drangsaliert. "Mittlerweile ist er aber nicht mehr der Größte", heißt es vom Zoo. "Antonio, sein Bruder, ist nun der Chef unter den Krokodilen." (Im Bild: "Fidelio" als Baby)

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Polizei rettet acht Entenküken von der Autobahn

Aus der Rubrik Stuss mit lustig: An einem warmen Maitag retteten Polizisten im oberpfälzischen Mitterteich (Landkreis Tirschenreuth) acht hilflose Entenküken von der Autobahn. Ein Autofahrer hatte die Polizei informiert, dass die Mutter-Ente überfahren wurde und ihre Küken hilflos auf dem Mittelstreifen umherliefen. Die Polizei sperrte kurzerhand die Autobahn 93 und machte sich, "weder Regen noch Dreck scheuend, auf die Suche", hieß es in einer Mitteilung. "Die acht hilflosen Küken wurden schließlich jämmerlich piepsend in einem Gestrüpp gesichtet." Die Beamten sammelten die Kleinen auf und brachten sie fürs Erste - in einer Polizeimütze unter.

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Alligator-Schildkröte "Lotti"

Wo ist "Lotti"? Bis heute hat niemand die Alligator-Schildkröte aus dem bayerischen Badesee jemals zu Gesicht bekommen, ihren Job als Sommerloch-Krokodil erfüllte sie jedoch vorbildlich. Denn "Lotti" versetzte die bayerische Gemeinde Irsee im Allgäu wochenlang in Aufregung. Das kam so: Im Sommer - mitten in der Badesaison - zog sich ein Achtjähriger in einem See am Ortsrand eine Fußverletzung zu. Seine Achillessehne wurde gleich zweimal durchtrennt. Experten sagten, dass es sich um den Biss einer Alligator-Schildkröte handeln könnte. Auf einem Hinweisschild am Ufer des Oggenrieder Weihers stand fortan: "Vorläufiges Badeverbot! Uferbereich wegen Schnappschildkröte bitte nicht betreten". Nichts ließen die Verantwortlichen in Irsee unversucht: Das Wasser des Sees wurde abgelassen und 500 Fische in einen anderen Teich gebracht. Ein Finderlohn von 1000 Euro wurde ausgelobt, ein Elektrozaun aufgebaut, Nachtsichtkameras installiert. Mit einem Riesenrechen wurde der Schlamm durchkämmt - alles ohne Erfolg. So wurde der See wieder aufgestaut. Das mysteriöse Reptil ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Experten zufolge graben sich Alligator-Schildkröten im Winter in den Schlamm ein. "Wenn es nicht klappt, müssen wir nächstes Jahr weitermachen", sagte der Bürgermeister von Irsee, Andreas Lieb.

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Justin Biebers Äffchen "Mally"

Als Justin Bieber im Frühjahr zu seiner Konzerttour in Deutschland eintraf, beschlagnahmte der Zoll am Münchner Flughafen sein damals 14 Wochen altes Kapuzineräffchen "Mally". Der Grund: Popstar Bieber konnte keine tierseuchen- und artenschutzrechtlichen Dokumente vorweisen. Das Äffchen kam in ein Münchner Tierheim - die Tierschützer gaben dem kanadischen Popsänger zwar vier Wochen Zeit, die Papiere nachzureichen, drängten jedoch darauf, das Äffchen in Gesellschaft von Artgenossen unterzubringen. Der mediale Zirkus um "Mally" war groß: Bieber-Fans aus der ganzen Welt interessierten sich für das Schicksal des Äffchens, sogar der damalige Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) schaute im Tierheim München vorbei. Wenig später fand "Mally" im Serengeti-Park in Hodenhagen in Niedersachsen ein neues Zuhause.

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Spektakuläre Eisbären-Geburt in München

Nachfolger für Eisbär-Promi "Knut": Eisbärendame "Giovanna" aus dem Münchener Zoo Hellabrun schenkte im Dezember zwei Eisbärenbabys das Leben. Einzigartige Aufnahmen der Überwachungskamera zeigten die Geburt der meerschweinchengroßen Jungen. Bisher liegen von Eisbärgeburten in Zoos nur wenige Schwarz-Weiß-Filmaufnahmen vor, in freier Natur gibt es keinerlei Aufzeichnungen. Die Jungtiere aus dem Münchner Zoo sind deshalb wohl die ersten Eisbärbabys weltweit, von deren Geburt jetzt Farbaufnahmen existieren. Namen haben die Kleinen jedoch noch nicht.

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