Süddeutsche Zeitung

USA:Hinrichtung in Texas vorerst gestoppt

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In einem aufsehenerregenden Kriminalitätsfall in den USA hat ein Gericht im Bundesstaat Texas die geplante Hinrichtung eines verurteilten Mörders vorerst gestoppt. Das teilte die Organisation Innocence Project mit, die den Betroffenen Rodney Reed vertritt. Demnach soll ein erstinstanzliches Gericht sich erneut mit dem Fall befassen.

Wenige Stunden zuvor hatte ein für Begnadigungen zuständiges Gremium des US-Staats einen Aufschub der geplanten Exekution um 120 Tage empfohlen. Reeds Antrag auf Umwandung der Todesstrafe in lebenslange Haft lehnte die Kommission indes ab.

Bryce Benjet, ein Anwalt der Organisation Innocence Project, die Reed vertritt, zeigte sich "extrem erleichtert und dankbar" über die jüngste Entscheidung des Berufungsgerichts. Dadurch eröffne sich eine Chance für eine gründliche Prüfung der überzeugenden Beweise für die Unschuld Reeds, sagte Benjet.

Reed sollte für den Mord an einer 19-Jährigen im Jahr 1996 am Mittwoch per Giftspritze hingerichtet werden. Laut Staatsanwälten soll er die junge Frau damals vergewaltigt und erwürgt haben, als sie in der Gemeinde Bastrop auf dem Weg zur Arbeit war. Dass seine DNA an dem Mordopfer gefunden wurde, erklärt Reed mit einer Affäre mit der Frau und einvernehmlichem Sex am Tag der Ermordung.

Reeds Verteidiger werfen der Staatsanwaltschaft vor, Beweise unter der Decke gehalten und eine falsche Zeugenaussage präsentiert zu haben. Sie fordern, dass die Tatwaffe auf DNA von Reed hin überprüft werde. Tatsächlich habe der Verlobte der jungen Frau - ein ehemaliger Polizist - die Tat begangen, argumentieren seine Anwälte. Dieser sei aufgebracht gewesen, weil die weiße Frau mit dem schwarzen Reed eine Affäre gehabt habe. Der Verlobte hat die Tat ebenfalls bestritten.

Etliche Prominente wie die R&B-Sängerin Beyoncé, Reality-Star Kim Kardashian und Talkmasterin Oprah Winfrey haben sich mit Reed solidarisiert. Eine Online-Petition verzeichnete mehr als 2,9 Millionen Unterschriften. Auch Politiker der beiden großen Parteien, etwa der republikanische Senator Ted Cruz, dringen auf eine erneute Prüfung der Beweislage in dem Fall.

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