Süddeutsche Zeitung

Flutkatastrophe in NRW:Reul: Hätten Krisenstab bilden sollen

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In jener fatalen Nacht vom 14. auf den 15. Juli gab es in der Landesregierung nur eine relativ kleine Koordinierungsgruppe aus 30 Personen. Jetzt sagt der NRW-Innenminister: Das war ein Fehler - vor allem aus symbolischen Gründen.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hat sich selbstkritisch zum Handeln der Landesregierung während der Flutkatastrophe Mitte Juli geäußert. Damals waren nach Starkregenfällen riesige Flächen überflutet worden. Etliche Häuser wurden zerstört, Straßen unterspült, Bahnstrecken für lange Zeit unpassierbar. Es entstand Schaden in Milliardenhöhe. Allein in Nordrhein-Westfalen kamen 48 Menschen ums Leben, im Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz mehr als 130.

"Wenn ich es noch einmal zu entscheiden hätte, würde ich dem Ministerpräsidenten die Aktivierung des Krisenstabs empfehlen", sagte Reul der Rheinischen Post. "Aber weniger aus operativen Gründen, als aus symbolischen". Er glaube zwar, dass dadurch kein Haus weniger eingestürzt und kein Menschenleben gerettet worden wäre. Aber nach Reuls Worten hätte ein solcher Krisenstab "das Signal an die Bevölkerung gesendet: Jetzt ist es ernst! Und wir nehmen es auch ernst. Wann wenn nicht in der größten Naturkatastrophe unseres Bundeslandes sollte man den Krisenstab aktivieren?"

Das Innenministerium hatte zur Flutkatastrophe am 14./15. Juli nur einen "Kleinen Krisenstab" gebildet, der offiziell Koordinierungsgruppe heißt. Im Gegensatz zum echten Krisenstab - in dem das Kabinett vertreten ist - saßen in der Koordinierungsgruppe etwa 30 Experten aus allen Bereichen und Behörden - unter Führung von Reul. Die Opposition hatte das kritisiert. "Die Koordinierungsgruppe hat de facto wie ein Krisenstab gearbeitet. Da steckte also schon ganz viel Krisenstab drin, es stand nur nicht Krisenstab drauf", sagte der Minister der Zeitung. Der Stab wurde vor wenigen Tagen wieder deaktiviert, da die akute Notlage aus Sicht des Innenministeriums vorbei ist - und es nun um die Wiederaufbauarbeiten geht.

Am kommenden Montag wollen Reul und NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (ebenfalls CDU) eine erste Zwischenbilanz der Katastrophe ziehen. Reul kündigte außerdem an, ein Kompetenzteam Katastrophenschutz aufzustellen, das binnen weniger Monate Handlungsempfehlungen für die Zukunft erstellen soll.

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