Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Müllabfuhr sucht Funklöcher

Deutschland ist Abfall-Weltmeister, aber beim Internet nur Mittelmaß. Ein Glück: Im Münsterland kümmert sich um Funklöcher nun die Müllabfuhr.

Von Marcel Laskus

Die Deutschen mögen nicht zu den großen Gourmets oder Romantikern zählen, aber wenn es um ihren Müll geht, dann geben sie alles. Regelmäßig landet Deutschland in Sachen Abfall-Fürsorge international auf vorderen Plätzen, zu verdanken ist das auch einer Null-Toleranz-Politik: Im Saarland einen Pappbecher fallen lassen, das kostet schon mal ein Bußgeld von bis zu 100 Euro. Spießig? Na ja. Sogar Oscar-Preisträger Jeremy Irons bekannte sich schon als Fan deutscher Entsorger-Qualitäten ("Ihr seid vorbildlich.") Die Akribie im Umgang mit dem Müll hierzulande inspiriert also. Warum nicht mehr daraus machen?

Den Abfallbetrieben in Coesfeld im Münsterland braucht das keiner zu erzählen. Dort kümmern sich die Müllfrauen und -männer seit kurzem zusätzlich um ein Thema, bei dem die Deutschen nur Mittelmaß sind: das Internet. Da die Müllautos ohnehin ständig auf den Straßen unterwegs sind, hat man sie mit kleinen Geräten ausgestattet, die messen, an welchen Orten in der Umgebung sich Funklöcher befinden. Der zuständige Koordinator Sebastian Schulze Baek sagte dazu dem WDR: "Wir wollen in der Fläche im Kreis Coesfeld an jeder Milchkanne den Mobilfunk-Empfang verbessern."

Das könnte sich als Win-Win-Situation erweisen, für das Internet-Land Deutschland, aber auch für das Müll-Land Deutschland. Mit lückenlosem Empfang dürfte zumindest in Coesfeld die im Affekt erfolgte, unsachgemäße Entsorgung elektronischer Endgeräte, weil man darauf ständig "nur einen Balken" hat, der Vergangenheit angehören. In Nordrhein-Westfalen kostet so eine unsachgemäße Entsorgung übrigens bis zu 1530 Euro.

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