Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Mitten in ...":Schlüpfriger Glücksgriff

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Beim Besuch der Cristiano-Ronaldo-Statue in Madeira stellt ein SZ-Autor fest: Ein Körperteil des Bronze-Fußballers ist besonders attraktiv. Drei Anekdoten aus Deutschland und Europa.

Mitten in ... Funchal

Die Cristianosierung Madeiras schreitet voran. Der Flughafen der portugiesischen Insel heißt offiziell Aeroporto Cristiano Ronaldo, in der Hauptstadt Funchal gibt es ein CR7-Hotel, ein CR7-Museum und ein CR7-Restaurant, in dem man "Best Scorer Sandwich" und "Fairplay-Lunch" bestellen kann. Hauptattraktion ist die potthässliche Bronzestatue am Hafen. Touris stehen für ein Foto mit dem berühmtesten Sohn Madeiras Schlange. Nicht nur CR7-Fans sind von dem Werk fasziniert: verzerrte Gesichtszüge, typisch theatralische Freistoßhaltung, überlebensgroße Proportionen, die eher dem Ego des Fußballers entsprechen als der Realität. Bizarr ist auch das Verhalten der Fans: Hände und Schritt der Statue glänzen golden, während der Rest eher mattbraun wirkt. Ronaldos bestes Stück ist abgewetzt. Ein beherzter Griff an sein Gemächt bringt angeblich Glück. Titus Arnu

Mitten in ... Salzburg

Osterfestspiele in Salzburg. Man ist herrlich aufgebrezelt und will natürlich ein Erinnerungsfoto. Ob der Pausennachbar so freundlich wäre? Man wirft sich in Position, stellt ein Bein nach vorne, neigt den Kopf - hat die Mama es nicht schon so gelehrt? Da grummelt der Hobbyfotograf: "Nicht so schief, gerade hinstellen!" Zweifelnd folgt man der Aufforderung. Das Ergebnis: zum Vergessen steif. Zweiter Abend. Ein Fotograf vom alten Schlag ist unterwegs. Früher hätten sich alle danach gedrängt, sich von ihm für gutes Geld fotografieren zu lassen. Heute muss er die Festspielbesucherinnen drängen, für eine Aufnahme zu posieren. Also dann: Aufstellung, Kopf gerade, Beine parallel. Da ruft er mit herrlich österreichischem Charme: "Bitte meine Damen, den Kopf etwas geneigt und ein Bein nach vorne." Ganz alte Schule. Die weiß eben, wie's geht. Evelyn Vogel

Mitten in ... Hannover

Am Bahnhof Hannover Messe/Laatzen ist nicht viel los an diesem Montagnachmittag im April. Die Bahnhofshalle ist leer, bis auf ein paar Freiwillige in Warnwesten am anderen Ende der Halle. Sonderzüge bringen Flüchtlinge aus der Ukraine von der deutschen Grenze hierher, eine Messehalle wurde zur Notunterkunft umfunktioniert. Der Wind pfeift und fegt kalten Regen über den Bahnsteig, der Himmel ist schiefergrau. Was für ein unwirtlicher Ort, um in Deutschland anzukommen, denke ich, als ich mit einem Kollegen die Halle durchquere auf der Suche nach der nächsten S-Bahn zum Hauptbahnhof. Da kommt uns einer der Helfer in Warnweste entgegen, sagt etwas, freundlich - auf Russisch. Ein Zugführer übersetzt: Der Mann habe nur wissen wollen, ob er uns helfen könne. Doch nicht so unwirtlich hier in Hannover. Veronika Wulf

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