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SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die besten Riffs fürs Riff

Wie, Korallen können hören? Wissenschaftler haben nun sogar herausgefunden, zu welchen Klängen sie besonders gut wachsen.

Von Alexander Menden

Dass Wasser Schall sehr gut leitet, ist bekannt. Wale nutzen das und verständigen sich mittels - etwas schmeichelhaft - Gesang genannter Fiep-Laute; die antarktische Weddellrobbe kann sogar per Ultraschall kommunizieren. Aber Wale und Robben sind immerhin Säugetiere und haben eben Ohren. Darüber, wie gut andere aquatisch lebende Tiere eigentlich hören, denkt man vielleicht eher selten nach. Dass zum Beispiel auch Korallen hören können, wird man jedenfalls wohl nicht ohne Weiteres zum Allgemeinwissen rechnen.

Tun sie aber, und diese Fähigkeit könnte nun zur Rettung sterbender Korallenriffe beitragen, die mit Wassererwärmung und -verschmutzung zu kämpfen haben. Wie US-amerikanische Marineforscher jetzt festgestellt haben, können Korallenlarven die Klanglandschaft eines gesunden, intakten Ökosystems akustisch erkennen. Das erhöht ihre Bereitschaft, sich auf beschädigten Riffen anzusiedeln, um die herum Wassergrabesstille herrscht.

Wie das Team um die Ozeanografin Nadège Aoki in einem Beitrag im Fachmagazin Royal Society Open Science berichtet, wurden an drei Standorten in der Karibik Unterwasserlautsprecher aufgestellt. Über diese spielten die Wissenschaftler die Geräusche ab, die Fische und andere Meerestiere erzeugen, wenn sie an einem intakten Riff vorbeiziehen oder darin leben. Das, so die Studie, diene den Korallenlarven als "Orientierungs- und Siedlungshinweis". Am Salt-Pond-Riff vor Hawaii etwa ließen sich rund 30 Quadratmeter um den Lautsprecher herum gut anderthalbmal mehr Korallenlarven nieder als dort, wo keine Riff-Sounds abgespielt wurden. Der nächste Schritt wäre jetzt folglich: eine Soundanlage von der Länge des Great-Barrier-Riffs.

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