Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Japanische Partnerarbeit

Mehr Romantik, bitte! Firmen in Japan bieten ihren Angestellten jetzt eine neues internes Dating-Portal an.

Von Thomas Hahn

China Toyoshima machte sich selbst mal ziemlich konkrete Sorgen um ihr Liebesleben. 2018 war das. Ihr stand die Beförderung in einem japanischen Pharma-Konzern bevor. Sie wusste, dass die meisten Frauen in höheren Positionen Single sind, weil sie vor lauter Arbeit keine Zeit mehr haben. Also tat sie das, was viele kreative Geschäftsleute heutzutage machen, um ein gesellschaftliches Problem anzugehen: Sie entwickelte mit Experten eine App.

So hat China Toyoshima, 36, in der Nachrichtenagentur "Kyodo" die Gründungsgeschichte ihres Unternehmens "Aill goen" erzählt. "Aill goen" will das Leben der arbeitenden Bevölkerung in Japan besser und romantischer machen. Besagte App ist ein intelligentes Dating-Portal für Firmen. Nur Angestellte, deren Firmen die "Aill-goen"-App gebucht haben, können das Portal nutzen. Es besteht also kein Risiko wilder Zusammenkünfte mit irgendwelchen Tinder-Individuen. Vor allem aber finden Japans Firmen die neue Liebes-App attraktiv, weil die Home-Office-Praxis in der Pandemie etwas zu gut funktionierte. Manche Angestellte sahen fast gar niemanden mehr - verantwortungslos in einer überalterten Gesellschaft mit immer weniger Kindern.

Ob es bei China Toyoshima selbst geklappt hat, ist nicht bekannt. Aber ihr Liebesdienst kommt gut an. Schon rund 800 Firmen bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diesen Service . Guter Sex steigert die Arbeitsleistung - so direkt würde es wohl kein japanischer Firmenvorstand sagen. Aber Erfolg durch Couple Building ist ja auch eine schöne Botschaft.

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