Süddeutsche Zeitung

Versteigerung:Der Bikini, den keiner will

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Ursula Andress trug den weißen Zweiteiler 1962 im ersten James-Bond-Film "Dr No". Jetzt hätte das gute Stück eigentlich für mindestens 300 000 Dollar versteigert werden sollen.

Stell dir vor, es ist Versteigerung, und keiner bietet mit! So oder so ähnlich am Donnerstag geschehen, wo bei einer Auktion in den USA unter anderem der berühmte Bikini, den Ursula Andress als Bond-Girl in dem Film "007 jagt Dr. No" (1962) trug, unter den Hammer hätte kommen sollen. Nur leider wollte das gute Stück niemand haben.

Der weiße Zweiteiler der Schweizer Schauspielerin war vorab als besonders gefragtes Stück bei der Auktion von Hollywood-Memorabilien eingestuft worden. Im ersten 007-Streifen stieg Andress (heute 84 Jahre alt) als jamaikanische Muschelsammlerin Honey Ryder in dem für damalige Verhältnisse recht freizügigen Zweiteiler aus dem Meer und verdrehte James Bond (Sean Connery) den Kopf. Zu dem Bikini gehörte ein Gürtel mit Goldschnalle, an dessen Seite ein Tauchermesser steckte.

Im Jahr 2001 wurde der Bikini im Londoner Auktionshaus Christies für etwa 60 000 Dollar versteigert, damals ein Rekord für Badekleidung. Käufer war der Unternehmer Robert Earl, Mitgründer der Kette "Planet Hollywood". Nun lag das Startgebot für den Bikini zwar bei satten 300 000 Dollar (etwa 254 000 Euro), Marktexperten hatten aber geschätzt, dass er für eine halbe Million Dollar den Besitzer wechseln könnte.

Im Rahmen der zweitägigen Versteigerung, die am Freitag fortgesetzt werden sollte, wurden fast tausend Film-Andenken angeboten. Ein Abendkleid mit Tigermuster, das Marilyn Monroe in der Komödie "Das verflixte 7. Jahr" (1955) trug, kam für 475 000 Dollar unter den Hammer. Ein Kleid von Vivien Leigh aus "Vom Winde verweht" (1939) brachte 120 000 Dollar ein. Für einen "Star Wars"-R2-D2-Droiden stiegen die Gebote auf 130 000 Dollar. Und eine runde Brille, die Harrison Ford in "Jäger des verlorenen Schatzes" trug, erzielte 14 000 Dollar.

Liz Taylors Badekleid statt Bond-Bikini

Auch für den legendären "Dr. No"-Bikini hatte das Auktionshaus Profiles in History bei Los Angeles mit Geboten aus aller Welt gerechnet. Der Inhaber des BikiniArtMuseums in Bad Rappenau (Baden-Württemberg), Alexander Ruscheinsky, hatte der Deutschen Presse-Agentur vorab gesagt, dass er als Bieter registriert sei und mitbieten wollte. Aber: "Wir hatten uns gesagt: Niemals als Erstbieter!", erklärte Ruscheinsky am Freitagmorgen. Es sei gut vorstellbar, dass der Bikini nun bei anderer Gelegenheit zu einem günstigeren Preis unter den Hammer kommt, deswegen habe er nicht vorschnell lossteigern wollen.

Für das BikiniArtMuseum ersteigerte Ruscheinsky dann für nur 4000 Dollar ein Badekleid, das Liz Taylor im Jahr 1957 trug. Das sei zwar nicht so prominent und begehrt wie der Bikini, den einst Schauspielerin Ursula Andress trug, aus historischer Sicht für das Museum letztlich aber wertvoller. Das rote Wollkleid stehe für die Bademode aus der Zeit rund um 1880.

007-Fans wird das weniger interessieren. Sie könnten am 3. Dezember erneut zuschlagen, wenn zwar nicht die Badehose, dafür aber die Pistole, die der kürzlich verstorbene Sean Connery als Geheimagent in Diensten ihrer Majestät in "Dr. No" benutzte, in Beverly Hills versteigert wird. Die berühmte Waffe, eine Walther PP, wird auf 150 000 bis 200 000 Dollar geschätzt. Verglichen mit dem Bikini quasi ein Schnäppchen.

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