Süddeutsche Zeitung

Halloween:Barbie verboten!

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Eigentlich legt sich die Hollywood-Prominenz zum Gruselfest besonders ins Zeug, nun hat die Gewerkschaft einen eigenwilligen Vorschlag: Sie fordert den Verzicht auf Halloween-Kostüme aus Filmen, die derzeit bestreikt werden.

Von Jürgen Schmieder

Halloween steht vor der Tür, am 31. Oktober ist es so weit, und das bedeutet für die Amerikaner: Haus gespenstisch dekorieren und auf Partys in möglichst gruseligen und popkulturellen Verkleidungen erscheinen; vielleicht sogar beides, also 2021 zum Beispiel als Freddie-Hybrid (Mischung aus Rock-Legende Freddie Mercury wegen des Films "Bohemian Rhapsody" und Horrorfigur Freddy Krueger) oder im vergangenen Jahr als Wednesday Addams wegen der gleichnamigen Netflixserie.

In diesem Jahr, natürlich: Barbenheimer! Man dürfte sich ins Ausland absetzen müssen, um nicht einer Figur aus einem der beiden Hit-Filme "Barbie" und "Oppenheimer" zu begegnen. Oder vielleicht doch nicht? Los Angeles, eine der Halloween-Hochburgen, und insbesondere der Stadtteil Hollywood, das ganze Jahr über ein schaurig-schöner Ort, könnten heuer die Ausnahme sein.

Die Schauspieler streiken inzwischen seit mehr als 100 Tagen. Die letzte Verhandlungsrunde wurde in der vergangenen Woche erfolglos abgebrochen. Nun fordert die Gewerkschaft "Screen Actors Guild - American Federation of Television and Radio Artists" (SAG-AFTRA) ihre Mitglieder auf, an Halloween doch bitte schön keine Kostüme aus Filmen zu tragen, die vom Streik betroffen sind, also zum Beispiel "Barbie" und "Oppenheimer", die Marvel-Superhelden (weil sie Disney gehören) oder die Netflixserie "Bridgerton" (in der Goth-Version eine grandios gute Halloween-Verkleidung).

"Wir sollten eine gemeinschaftliche und klare Botschaft an die Arbeitgeber senden, dass wir ihre Produktionen ohne fairen Vertrag keinesfalls promoten werden", heißt es in der Nachricht an die Mitglieder - und das sind alle, wirklich alle Hollywood-Schauspieler. Der Mitgliedsausweis ist so etwas wie der Heilige Gral, der einem versichert, es geschafft zu haben - auf der SAG-AFTRA-Website halten Schauspieler die gelbe Karte hoch.

Die Idee hinter der Aufforderung: Filme und Serien spielen heutzutage nicht mehr nur an der Kinokasse und durch Abo-Gebühren Geld ein, sondern vor allem durch die Lizenzierung geistigen Eigentums, also auch: Verkauf der Kostümdesigns an Hersteller von Verkleidungen - und natürlich schaut jeder, als was die Hollywood-Prominenz sich verkleidet.

Die legt sich zum Gruselfest besonders ins Zeug; die Stars lassen sich von ihren Maskenbildnern und Kostüm-Kreativen unvergessliche Verkleidungen zaubern: Cindy Crawford als Marilyn Monroe (1996), Emily Ratajkowski als Marge Simpson (2015), Winnie Harlow als RuPaul (2019). Sollte sich nun jemand wundern, dass Heidi Klum in dieser Liste fehlt, obgleich sie seit mehr als 20 Jahren in den fantastischsten Kostümen erscheint, zum Beispiel als Lady Godiva (2001), Körperwelten-Kadaver (2011), Oma (2013), sechsfacher Klon ihrer selbst (2016), Alien (2019, mit Tom Kaulitz als Astronaut) und im vergangenen Jahr als Wurm (Kaulitz war der Angler): Es gibt bei Halloween nur zwei Kategorien: Heidi Klum - und alle anderen.

In diesem Jahr also: keine Kostüme aus Filmen und Serien. "Soll das ein Witz sein?", fragte Schauspielerin Mandy Moore bei Instagram angesichts der Aufforderung, nur generische Kostüme wie Geist, Zombie oder Spinne zu wählen. Kollege Ryan Reynolds schrieb dort: "Freue mich schon darauf, meine acht Jahre alte Tochter die ganze Nacht Streikbrecherin zu nennen. Sie ist nicht in der Gewerkschaft, aber irgendwann muss sie es lernen." Die Gewerkschaft reagierte umgehend auf die Kritik: Also, Kinder der Mitglieder seien natürlich nicht betroffen. Es ist gruselig derzeit in Hollywood, und das liegt nicht an Halloween.

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