Süddeutsche Zeitung

Waldbrände:Löschflugzeug in Griechenland abgestürzt - zwei Piloten tot

Lesezeit: 3 min

Bei dem Absturz eines Löschflugzeugs auf der Insel Euböa sind beide Piloten ums Leben gekommen. Ein Bauer sei zudem verbrannt in seiner Hütte gefunden worden. Auf Rhodos geben Helfer das Dorf Gennadi bis auf weiteres auf.

Während in zahlreichen Regionen Griechenlands Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte gegen die Waldbrände kämpfen, kommt von der Insel Euböa eine Meldung über ein abgestürztes Löschflugzeug, gewissermaßen eine Katastrophe in der Katastrophe. Bei dem Absturz des Flugzeuges kamen beide Piloten im Alter von 34 und 27 Jahren ums Leben, teilt der Generalstab der griechischen Luftwaffe am Dienstagabend mit. Das griechische Verteidigungsministerium ordnete eine dreitägige Trauer für die Streitkräfte an. Regierungschef Kyriakos Mitsotakis habe zudem eine für Mittwoch geplante Reise in die Republik Zypern abgesagt, teilte sein Büro mit. Das Staatsfernsehen veröffentlichte ein Video, das den Absturz zeigen soll. Zu sehen ist, wie die Maschine Wasser abwirft, zur Seite fliegt, an Höhe verliert und mit der rechten Tragfläche am Boden aufschlägt. Danach steigen Flammen und Rauch auf.

Laut der Zeitung Kathimerini befindet sich die Absturzstelle in der Nähe des Urlaubsortes Karystos im Süden der Insel. Dort brennt es seit Tagen. Griechenland bekommt derzeit Unterstützung von Feuerwehrleuten aus mehreren EU-Staaten, außerdem haben die Türkei und Ägypten Löschflugzeuge und Hubschrauber geschickt. Mehr als 100 Flugzeuge und Helikopter sind seit Tagen in zahlreichen Regionen Griechenlands im Einsatz, um die verheerenden Brände zu löschen.

Der öffentlich-rechtliche Sender ERT berichtete außerdem, dass die Leiche eines 41-jährigen Viehzüchters, der seit Sonntag vermisst wurde, verbrannt in einer Hütte in einem schwer zugänglichen Gebiet auf der Insel Euböa gefunden wurde.

Hier ein Überblick über die Situation in den diversen Brandgebieten:

Auf Rhodos ist die Lage weiterhin extrem kritisch. Freiwillige Helfer und Dorfbewohner haben am Dienstagabend das Dorf Gennadi im Südosten der Insel bis auf weiteres aufgegeben. Aktuelle Bilder zeigten, wie die Flammen im Dorf loderten und gewaltige Rauchwolken aufstiegen. Die Feuerwehr kämpfte lange weiter gegen die Flammen, die bereits Lagerhallen und Häuser ergriffen hatten. "Kurz zuvor standen die Menschen noch mit Wasserschläuchen und Eimern auf den Dächern der Häuser, nun mussten sie sich zurückziehen", sagte ein Augenzeuge.

Der beliebte Strandort Gennadi im Südosten der Ferieninsel Rhodos war bereits am Montag von Bränden bedroht und deshalb evakuiert worden. Am Dienstag entflammte dann eine neue Feuerfront nahe der Ortschaft Vatí. Dieses Feuer sei binnen einer Stunde von den starken Winden in das sieben Kilometer entfernte Dorf Gennadi getrieben worden, berichtete der Staatssender ERT. Neben der Feuerwehr hätten sich rund 3000 freiwillige Helfer und Dorfbewohner an den Löscharbeiten beteiligt. Beobachter glauben, dass der Ferienort den Flammen vollständig zum Opfer fallen könnte.

Im Südosten von Rhodos brennt es bereits seit vergangener Woche - am Samstag mussten rund 19 000 Touristen und Einwohner aus Hotels und Dörfern vorsorglich in Sicherheit gebracht werden. Viele von ihnen sind mittlerweile abgereist, manche noch in Notunterkünften wie Turnhallen und Schulen untergebracht. Starke Winde fachen die Flammen immer wieder an. Gewaltige schwarze Rauchwolken verdunkelten den Himmel.

Weitere Dörfer nördlich und westlich der antiken Stätte von Lindos sind ebenfalls bedroht. "Die Löscharbeiten gestalten sich wegen der drehenden Winde sehr schwierig", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Am Montag brannten mehrere Häuser auf den Bergen der Insel aus, wie das staatliche Fernsehen berichtete. Zuletzt wurden Tausende Touristen und Bewohner in Sicherheit gebracht.

Der Schaden auf Rhodos ist bereits groß. Etwa zehn Prozent der Hotels der Insel sind nach Angaben des griechischen Regierungschefs Kyriakos Mitsotakis am Wochenende beschädigt worden. Die meisten davon befinden sich südlich der Region von Lindos. Experten schätzen, dass zudem etwa 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutzte Fläche zerstört wurden.

Im Norden der Insel Korfu wurden mehrere Dörfer evakuiert, nachdem das Feuer laut griechischer Feuerwehr durch den Wind wieder stärker geworden war.

Für große Teile der Insel Kreta rief der griechische Zivilschutz für diesen Dienstag die höchste Warnstufe "extreme Brandgefahr" aus. Die zweithöchste ("sehr hohes Brandrisiko") gilt derzeit für die Regionen Attika (mit Athen), Zentralgriechenland, Peloponnes, Westgriechenland, die Ionischen Inseln, die Ägäis-Inselbezirke Samos, Ikaria, Karpathos, Kalymnos und Kos, die Regionalbezirke Larisa und Magnisia in Thessalien sowie den Westen Kretas (Regionalbezirk Chania).

Mit Trockenheit haben auch andere Länder im Mittelmeerraum zu kämpfen. In Algerien kamen bei Waldbränden am Montag mindestens 34 Menschen ums Leben. Etwa 8000 Retter seien im Einsatz gewesen, um die Brände zu löschen. Sie wüteten östlich der Hauptstadt Algier. Auch das benachbarte Tunesien war betroffen. Auch dort brennt es seit mehreren Tagen.

Eine hohe Gefahr bestand zu Wochenbeginn auch in Frankreich, Spanien und Portugal. In Italien wurde auf der Insel Sizilien der Flughafen Palermo bis elf Uhr wegen eines Brandes gesperrt, der seit Montag die sizilianische Hauptstadt umgibt. Laut der Nachrichtenagentur Ansa brennt es auch in anderen Teilen Siziliens sowie in Kampanien in den Wäldern oberhalb von Amalfi und auf Sardinien. In Kalabrien gab es etwa 70 Brände in wenigen Stunden.

Bereits seit vergangener Woche ist der Mittelmeerraum von einer extremen Hitzewelle betroffen. Betroffen sind Italien, die nordafrikanischen Länder, die Türkei sowie Zypern und Malta. Auf Sizilien und auf Sardinien wurden Rekordtemperaturen von 48 Grad Celsius gemessen. In Griechenland wird vor allem im Westen ein aus Richtung Libyen kommender heißer Fallwind erwartet: der Livas. Erst am Donnerstag, so sagen die Meteorologen, soll es abkühlen - auf 35 Grad.

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