Süddeutsche Zeitung

Görlitzer Park:Prozess um Gruppenvergewaltigung geplatzt

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Eine Frau soll im Görlitzer Park vergewaltigt worden sein - nun muss der Prozess ausgesetzt werden, weil sie nicht vor Gericht erscheint. Was das für die Angeklagten bedeutet.

Von Verena Mayer, Berlin

Der Ort, über den in Berlin derzeit am meisten gestritten wird, ist der Görlitzer Park. Für die einen ist der "Görli" ein Grünparadies, in dem alles möglich ist, Sinnbild für das Kreuzberger "Leben und leben lassen". Für die anderen ist er ein Drogenumschlagplatz und Kriminalitäts-Hotspot, an dem hart durchgegriffen werden muss. Letztere Gruppe bekam im vergangenen Jahr gewaltig Oberwasser, als eine angebliche Gruppenvergewaltigung Schlagzeilen machte: Eine Frau aus Georgien, die an einem frühen Junimorgen mit ihrem Mann im Park unterwegs war, soll von einer Gruppe Männer überfallen worden sein. Diese hätten dem Paar erst 1200 Euro geraubt und danach die Frau vergewaltigt, während der Ehemann mit Stöcken geschlagen worden sei.

Der Fall setzte eine Kaskade an Berichterstattung und politischen Maßnahmen in Gang. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) will den Park nicht nur nachts schließen, sondern demnächst auch einen Zaun drum herum bauen lassen, Kosten: mindestens 1,9 Millionen Euro.

Die Angeklagten müssen aus der Haft entlassen werden

Es ist unklar, was das bringen soll. Experten befürchten, die Drogendealer und -konsumenten aus dem Görlitzer Park könnten auf das umliegende Wohngebiet ausweichen. Und nun ist auch noch der Fall, der all das ausgelöst hat, keiner mehr.

Am Donnerstag platzte der Prozess gegen die drei jungen Männer, die sich vor dem Berliner Landgericht wegen Vergewaltigung und Raub verantworten mussten. Denn die Opferzeugin erschien nicht zu ihrer Aussage und hat auch keine Absicht, dies in näherer Zukunft zu tun. Das mutmaßliche Opfer kann sich lediglich vorstellen, in Georgien im Rahmen einer Videovernehmung auszusagen, sagte der Vertreter der Nebenklage. Dies aber ist nicht so einfach, weil erst ein Rechtshilfeersuchen in die Wege geleitet werden muss, und das kann Monate dauern. Der Prozess wird daher ausgesetzt, die Angeklagten aus Somalia und Guinea, von denen zwei in Berlin keinen festen Wohnsitz haben, müssen aus der Untersuchungshaft entlassen werden.

Zweifel, ob tatsächlich eine Gruppenvergewaltigung stattfand, gibt es schon länger. Ein Angeklagter sagte aus, die Frau habe Sex "mit einem Schwarzen" haben wollen und sei dazu sogar von ihrem Mann ermuntert worden. Dazu tauchte ein kurzes Handyvideo auf, das sie bei einer einvernehmlichen sexuellen Handlung im Park zeigt.

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