Süddeutsche Zeitung

Fehlverhalten in Hilfsorganisation:Oxfam-Mitarbeiter sollen auf Haiti Partys mit Prostituierten gefeiert haben

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Von Björn Finke, London

Mitarbeiter der Hilfsorganisation Oxfam sollen während ihres Einsatzes nach dem schweren Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 Sexorgien mit Prostituierten veranstaltet haben. Oxfam ist eine der größten britischen Hilfsorganisationen. Nach dem Erdbeben in Haiti 2010 halfen Mitarbeiter beim Wiederaufbau des Landes. Doch einige Männer, darunter der Landeschef, beschäftigten offenbar in ihrer Freizeit Prostituierte.

Die Zentrale in Oxford bekam im Sommer 2011 einen Hinweis und startete eine interne Untersuchung. Als sich die Vorwürfe erhärteten, drängte die Stiftung drei Männer dazu, die Organisation freiwillig zu verlassen, vier weiteren wurde gekündigt. Im September 2011 teilte Oxfam mit, dass einige Beschäftigte wegen Fehlverhaltens gehen mussten, aber die Organisation verschwieg die Hintergründe. Das funktioniert nun nicht mehr, denn am Freitag veröffentlichte die britische Tageszeitung Times eine Titelgeschichte über den Skandal. Dem Blatt liegt ein Untersuchungsbericht vor, außerdem hatten die Reporter Oxfam-Mitarbeiter befragt.

Demnach durfte auch der Landeschef damals selbst zurücktreten, ihm wurde nicht gekündigt. Die damalige Oxfam-Chefin begründete das milde Vorgehen damit, dass eine unehrenhafte Entlassung des Haiti-Statthalters "ernsthafte Folgen" für den Ruf und die Arbeit der Stiftung haben könnte. Zu der Zeit waren 230 Oxfam-Beschäftigte auf der Insel tätig. Die Zeitung zitiert Mitarbeiter mit Schilderungen von Sex-Parties. Dort sollen junge Mädchen - Prostituierte - halb nackt, aber mit Oxfam-T-Shirts bekleidet, herumgelaufen sein. Die Männer sollen ihr von Oxfam gemietetes Haus als Bordell bezeichnet haben. Die Sex-Parties nannten sie "Frischfleisch-Grillparties".

Einige Mitarbeiter äußerten die Sorge, dass unter den Prostituierten auch 14- bis 16-Jährige gewesen sein könnten. Die Stiftung betont in einer Stellungnahme zu dem Bericht, dass die Anwesenheit von Minderjährigen nicht belegt sei.

Zudem seien aus den Vorfällen Konsequenzen gezogen worden, beispielsweise sei eine Hotline für anonyme Informanten eingerichtet worden. Wichtige Geldgeber wie die Europäische Union, die Weltgesundheitsorganisation und Agenturen der Vereinten Nationen seien in Kenntnis gesetzt worden.

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