Süddeutsche Zeitung

Türkei und Syrien:Zahl der Erdbeben-Toten steigt auf mehr als 40 000

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Allein die Türkei meldet inzwischen mehr als 35 000 Opfer. Obwohl seit dem katastrophalen Erdbeben schon mehr als sieben Tage vergangen sind, werden noch Menschen gerettet.

Gut eine Woche nach der Erdbeben-Katastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten auf mehr als 40 000 gestiegen. Alleine in der Türkei liege die Zahl bei 35 418, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths rechnete am Sonntag sogar mit bis zu 50 000 Toten. Tausende werden noch vermisst.

Aber auch sieben Tage nach den Erdbeben werden noch Überlebende aus eingestürzten Gebäuden gerettet. In der Provinz Adiyaman im Südosten der Türkei wurde am Montagmittag eine Sechsjährige nach 178 Stunden gerettet, wie das Verteidigungsministerium mitteilte - eine weitere Person nach 176 Stunden. Überlebende, die jetzt noch gefunden werden, müssen Zugang zu Flüssigkeit gehabt haben - etwa zu Regenwasser, Schnee oder anderen Quellen. Normalerweise kann ein Mensch etwa 72 Stunden ohne Wasser auskommen, danach wird es lebensbedrohlich.

Nach 163 Stunden unter Trümmern befreiten die Rettungsteams in der Provinz Hatay am späten Sonntagabend unter anderem einen siebenjährigen Jungen und eine 62-Jährige, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am frühen Montagmorgen berichtete. In der Provinz Kahramanmaraş wurde ein 45-jähriger Mann gerettet, der 162 Stunden verschüttet gewesen war. Während der Rettungsarbeiten habe er auf den Ofen neben sich geschlagen, um mit Geräuschen auf sich aufmerksam zu machen, wie es hieß.

Am frühen Montagmorgen vor einer Woche hatte das erste Beben der Stärke 7,7 um 2.17 Uhr MEZ die Region erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6.

Trauer weicht Wut

Neben der ohnehin gefährlichen Arbeit zwischen den Trümmern bereitet Rettungsteams aus anderen Ländern ein bestimmter Aspekt Sorgen: "Es gibt zunehmend Aggressionen zwischen Gruppierungen in der Türkei. Es sollen Schüsse gefallen sein", sagte Oberstleutnant Pierre Kugelweis vom österreichischen Bundesheer der Nachrichtenagentur APA. Nach einer Unterbrechung setzten die Soldaten ihre Arbeit fort. Die türkische Armee habe den Schutz der Einheit übernommen.

Auch deutsche Einsatzkräfte vom Technischen Hilfswerk (THW) und der Hilfsorganisation Isar Germany unterbrachen ihre Arbeit, blieben aber vor Ort, um bei konkreten Hinweisen auf Überlebende auszurücken.

Vereinfachte Visa für Syrer sehr schwierig

Für das betroffene Nachbarland Syrien hat Deutschland seine humanitäre Hilfe bereits vergangene Woche aufgestockt, allein um 21 Millionen Euro für die besonders betroffene Region im Nordwesten Syriens. Die Bundesregierung beteiligt sich laut Außenamt auch mit 71 Tonnen Hilfsgütern an einem EU-Transport in die Region, darunter Zelte, Heizgeräte, Betten und Generatoren.

Zudem ist Deutschland den Angaben zufolge an Hilfslieferungen der Vereinten Nationen beteiligt. Eine vereinfachte Visavergabe, wie sie für türkische Betroffene des Erdbebens mit Angehörigen in Deutschland vorgesehen ist, sei bei Menschen in Syrien sehr schwierig, schon weil Deutschland dort keine Botschaft habe, sagte der Außenamtssprecher.

Nach der Freigabe zusätzlicher Grenzübergänge haben die Vereinten Nationen weitere Hilfsgüter in die Erdbebengebiete im Nordwesten Syriens gebracht. Ein UN-Konvoi bestehend aus elf Lastwagen sei über Bab al-Salam aus der Türkei nach Syrien eingefahren, bestätigte das UN-Nothilfebüro Ocha. Der Generaldirektor der Internationalen Organisation ‎für Migration (IOM), António Vitorino, erklärte auf Twitter gleichzeitig, dass Güter der Organisation über Bab al-Salam geliefert worden seien.

Syriens Präsident Baschar al-Assad hatte zwei weitere Grenzübergänge in die Türkei freigegeben zur Verbesserung der humanitären Hilfe in den Katastrophengebieten. Bab al-Salam und Al-Ra'ee sollten für drei Monate geöffnet bleiben. Bislang war nur die Öffnung des Übergangs Bab al-Hawa von Damaskus autorisiert worden. Die Grenzübergänge liegen in Gebieten unter Kontrolle von Rebellen.

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