Süddeutsche Zeitung

Botswana:Rätsel um tote Elefanten gelöst

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330 Tiere sind über den Sommer im Okavango-Delta verendet, jetzt haben Forscher die Ursache gefunden: ein Bakterium im Trinkwasser.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Viele Monate wurde gerätselt, warum mehrere hundert Elefanten in Botswana ums Leben kamen, ohne erkennbare Ursache. Normalerweise sind Wilderer die größte Gefahr für die Tiere, sie haben es auf die Stoßzähne abgesehen - aber die steckten noch in den Kadavern. Es wurde über unbekannte Gifte spekuliert und über neuartige Krankheiten.

Giftige Cyanobakterien seien aller Wahrscheinlichkeit nach die Todesursache, sagte Mmadi Reuben am Montag nun, der Chefveterinär der Nationalparks in Botswana. Verschiedene Labore hätten die Mikroorganismen sowohl in den Tieren nachgewiesen als auch im Wasser, das diese getrunken hatten. "Es bleiben aber noch viele Fragen unbeantwortet", sagte Reuben. Es sei bisher unklar, warum nur Elefanten verendeten und warum nur in einer bestimmten Region des Landes. "Wir haben verschiedene Hypothesen, die wir nun verfolgen."

Farmer klagen: Die Elefanten zerstören unsere Ernte

Nirgendwo auf der Welt leben so viele Elefanten wie in Botswana, geschätzt 130 000. Das Land hat in den vergangenen Jahren so erfolgreich für den Schutz der Tiere gesorgt, dass ihre Zahl mittlerweile so groß geworden ist, dass viele Farmer und Dorfbewohner klagen, die Elefanten zerstörten die Ernte und ihre Häuser. Die Regierung hat daraufhin beschlossen, die Jagd wieder zuzulassen, in einem beschränkten Umfang von 272 Tieren in diesem Jahr, was von vielen Tierschützern scharf kritisiert wird. Hier und dort wird der Verdacht geäußert, die insgesamt 330 toten Elefanten, die seit Sommer im Okavango-Delta gefunden wurden, könnten gestorben sein, weil die Regierung es nicht mehr so ernst meint mit ihrem Schutz. Dafür aber gibt es keine Belege.

Wissenschaftler haben die Vermutung, dass eine schwere Dürre und eine darauf folgende intensive Regenzeit dazu beigetragen haben könnten, dass sich an verschiedenen Trinkwasserstellen die Bakterien bildeten. Andere Tiere seien womöglich deshalb nicht betroffen, weil Elefanten als einzige das Wasser unter der Oberfläche ansaugen und auch den Schlick trinken, in dem die Bakterien sitzen. Mit dem Austrocknen vieler Wasserstellen nach dem Ende der Regenzeit seien auch keine Elefanten mehr gestorben, sagen die Behörden in Botswana. Weitere Untersuchungen sollen folgen, damit sich das Massensterben nicht wiederhole.

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