Süddeutsche Zeitung

Ein Anruf bei: Uwe Boll:"Ich kann Ihnen sagen: Das wird nicht leicht"

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Uwe Boll ist der schlechteste Regisseur der Welt. Das hält ihn nicht davon ab, in Kroatien mit Henry Maske einen Film über den Boxer Max Schmeling zu drehen.

M. Zips

Sein Markenzeichen ist eigentlich die Verfilmung von Computerspielen. Der promovierte Literaturwissenschaftler und Hobbyboxer Uwe Boll, 44, hat sich darauf spezialisiert, Videospiel-Lizenzen günstig einzukaufen und die hanebüchenen Stories dann zu verfilmen. Für Streifen wie "Bloodrayne 2" oder die "Die Schwerter des Königs" wurde Boll in Hollywood jüngst zum "schlechtesten Regisseur der Welt" gewählt. Eine Jury verlieh dem Regisseur die "Goldene Himbeere" für sein Lebenswerk miserabler Filme. Die Begründung: Er sei die "deutsche Antwort auf Ed Wood", dem legendären Regie-Dilettanten der fünfziger Jahre.

Doch Boll ist ein Phänomen: Trotz Spott und Hohn überlebt er im Haifischbecken Hollywood. Für sein aktuelles Projekt, in dem es ausnahmsweise um ein zeitgeschichtliches Thema geht, hält er sich derzeit in Kroatien auf: Der gebürtige Wermelskirchener verfilmt in Zagreb das Leben des Boxers Max Schmeling mit dem Boxer Henry Maske in der Hauptrolle. Ein gewagtes künstlerisches Unterfangen.

SZ: Was machen Sie denn gerade so, Herr Boll?

Boll: Ich zieh mir 'nen Espresso.

SZ: Und dann?

Boll: Dann drehe ich die Hochzeit mit Anny Ondra. Mit Hunderten von Statisten in einem Varieté in Zagreb. Ich kann Ihnen sagen: Das wird nicht leicht.

SZ: Wird denn in Ihrem Film mehr geredet oder mehr geboxt?

Boll: Na, wenn man schon einen Film über ein Boxidol macht und dieses Boxidol von einem anderen Boxidol spielen lässt, dann wäre es doch absurd, nicht wenigstens ein Drittel des Films zu boxen.

SZ: Stimmt. Und sonst? Kriegt Herr Maske so eine Hochzeitsszene schauspielerisch überhaupt hin?

Boll: Ich hab den ja vorher auf eine Schauspielschule geschickt. Nach vier, sechs Wochen hat der Schauspiellehrer gesagt: Der packt das. Der muss sich nur selber spielen. Das kann der. Natürlich habe ich mich dann immer wieder gefragt: Schafft der das auch wirklich? Doch jetzt bin ich echt nur baff.

SZ: Aber Maske nuschelt doch.

Boll: Das hat der Schmeling auch.

SZ: Vom Bund wird Ihr Film dennoch nicht gefördert.

Boll: Nee, aber wir haben drei deutsche Investoren, und auch die hessische Wirtschaftsförderung macht mit.

SZ: Ob sich dieses Produkt später einmal weltweit vermarkten lässt?

Boll: Natürlich werden wir meinen Film weltweit verkaufen. Ich habe da gute Kontakte zu Universal oder Fox. Aber gedreht wird auf Deutsch, das ist klar. Ich rechne damit, dass wir im kommenden Jahr mit mindestens 200 Kopien in den Kinos starten.

SZ: Heiner Lauterbach haben Sie ja leider nicht für die Rolle von Schmelings Trainer begeistern können.

Boll: Nö, aber den Heino Ferch. Der ist auch hier. Und der ist auch so ein sportlicher Typ und kommt ziemlich realistisch rüber. Und ich spiele bei einem Kampf den Ringrichter. Ich kenne mich mit Boxen ja auch gut aus.

SZ: Motiviert es Sie bei Ihrer Arbeit, dass Sie gerade als schlechtester Regisseur der Welt mit der goldenen Himbeere ausgezeichnet wurden?

Boll: Die Jury war so überrascht, dass ich tatsächlich einen zum Abholen nach Hollywood geschickt habe - die hatten gar keine Himbeere mehr da. Ach, das darf man alles nicht so ernst nehmen.

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SZ vom 17.06.2009/aho
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