Süddeutsche Zeitung

Kaukasus:Wohl mindestens 68 Tote nach Explosion in Bergkarabach

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Zusätzlich gebe es mindestens 290 Verletzte, melden die Behörden vor Ort. Das Schicksal von etwa 100 Menschen ist demnach noch ungeklärt. Das Unglück hatte am Montag Menschen getroffen, die ihre Autos für die Flucht nach Armenien auftanken wollten.

Bei der Explosion eines Treibstofflagers in Bergkarabach im Südkaukasus sind nach Angaben der Behörden vor Ort deutlich mehr Menschen getötet worden als bislang bekannt. Die Führung des Gebiets in Stepanakert sprach am Dienstagabend von 68 Toten und 290 Verletzten. Fast 170 Verletzte seien in Krankenhäuser nach Armenien gebracht worden. Das Schicksal von etwa 100 Menschen sei noch ungeklärt.

Bis dahin war von etwa 20 Toten die Rede gewesen. Die Explosion hatte am Montagabend Menschen getroffen, die ihre Autos für die Flucht von Bergkarabach nach Armenien auftanken wollten. Das von Armeniern besiedelte Gebiet war vergangene Woche von Aserbaidschan militärisch unter Kontrolle gebracht worden. Zehntausende Karabach-Armenier fliehen deshalb in das nahe Armenien.

Die Ursache der Explosion war weiter unklar. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gab die Lieferung von Medikamenten nach Bergkarabach bekannt. Überfüllte Krankenhäuser und Staus durch den Exodus ethnischer Armenier stellen laut IKRK aber dabei ein Problem dar. Viele Menschen verlassen derzeit Bergkarabach - meist in Autos und Bussen.

Ausreise nach Armenien möglich

Am Montag hatte die Führung der in Aserbaidschan gelegenen Enklave mitgeteilt, alle, die nach dem Militäreinsatz Aserbaidschans in der vergangenen Woche nach Armenien ausreisen wollten, könnten dies tun. Es gebe Staus auf den Straßen, die von Bergkarabach, das inmitten Aserbaidschans liegt, nach Armenien führen. Denjenigen, die ausreisen wollten, werde kostenloser Treibstoff zur Verfügung gestellt, teilten die Behörden der selbst ernannten Republik Arzach mit.

Mehr als 28 100 der insgesamt 120 000 ethnischen Armenier aus Bergkarabach sind nach Angaben der Regierung in Armenien inzwischen dort angekommen. Das sei der Stand von Dienstag 18 Uhr MESZ, gab sie am Abend bekannt. Neun Stunden zuvor waren es noch rund 13 550 Menschen, die aus Bergkarabach nach Armenien eingereist waren.

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber überwiegend von ethnischen Armeniern bewohnt, die die Region mit Hilfe der armenischen Regierung drei Jahrzehnte lang weitgehend kontrollierten. Am Dienstag vergangener Woche hatte Aserbaidschans Militär das Gebiet angegriffen. Einen Tag später stimmten die ethnischen Armenier in Bergkarabach notgedrungen einer Feuerpause zu.

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