Süddeutsche Zeitung

Bedrohte Tierart in Australien:Lächelnde Schildkröte steht kurz vor dem Aussterben

Von Kathleen Hildebrand

Der Weltschildkrötentag ist ein trauriger Tag. Nicht genug damit, dass sehr viele Schildkrötenarten bedroht oder gefährdet sind - in diesem Jahr ist es auch der Tag, an dem weltweit bekannt wurde, dass eine einzigartige Schildkröte kurz vor dem Aussterben steht.

Die Bellinger-Schnappschildkröte, die nur in einem einzigen Gewässer im Osten Australiens vorkommt - dem namensgebenden Bellinger-Fluss - hat es innerhalb weniger Monate fast gänzlich dahingerafft. Schuld ist ein mysteriöses Virus, das fast alle Schildkröten befallen hat. Das Virus schwächt die Tiere, schädigt ihre Augen und zerstört nach und nach ihren ganzen Körper.

Das der Bellinger-Schildkrötenanatomie eigene, freundlich grinsende Gesicht, scheint der Gefahr Hohn zu sprechen. Doch die Zeichen stehen schlecht: Nachdem Kanufahrer im Februar vereinzelte tote Exemplare gefunden hatten, sind jetzt laut Wissenschaftlern 90 Prozent aller Schildkröten von dem Virus befallen. Einmal erkrankt, gibt es keine Heilung. Da Forscher und Tierärzte bislang keine Behandlungsmethode kennen, liegt die Sterblichkeitsrate bei 100 Prozent.

Woher das Virus kommt, weiß bislang niemand. Wissenschaftler vermuten, dass die Tiere durch einen Mangel an Nahrung geschwächt waren und deshalb anfällig für verschiedene Krankheiten wurden.

Forscher und Naturschützer sind so besorgt, dass sie bereits 17 gesunde Exemplare eingefangen und in Wasserbecken der University of Western Sydney isoliert haben. Sie sollen sich später vermehren und die Art vor dem Aussterben retten. Wenn das klappt und die Ursache für die Krankheit gefunden und beseitigt ist, sollen sie wieder in ihrem natürlichen Lebensraum, dem Bellinger-Fluss, ausgesetzt werden. Und wieder mit gutem Grund freundlich grinsen.

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