Süddeutsche Zeitung

Street-Art:Kann das weg?

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Zu Banksys neustem Werk zählt eine abgestellte Kühltruhe. Die wurde nun gleich zweimal entfernt. Sicherheit geht vor.

Von Veronika Wulf

Die Frage, ob etwas Kunst ist, diskutieren Philosophen, Kunstkritiker und Intellektuelle seit Jahrhunderten. Entschieden wird sie häufig von Hausmeistern, Reinigungskräften und anderen Ordnungswilligen. 1973 nutzten Festgäste in einem Museum in Leverkusen ein Badewannenkunstwerk von Joseph Beuys als Abwaschbecken. 1986 wurde eines seiner Werke, für das er fünf Kilo Butter an einer Wand angebracht hatte, von der Putzkolonne weggewischt. 2004 warf eine Reinigungsfrau in der Londoner Tate eine Plastiktüte gefüllt mit Zeitungen und Pappe weg, ohne zu bemerken, dass sie Teil eines Werks von Gustav Metzger war. 2016 füllte eine Rentnerin in einem Nürnberger Museum ein Kreuzworträtsel in einer Collage des Fluxus-Künstlers Arthur Köpcke aus.

Kunst ist besonders vergänglich, wenn Hauswände und Mauern die Leinwand und Gegenstände der Umgebung Teil des Werks sind. Wie beim Street-Art-Künstler Banksy, der Löcher, Risse, Dreckspritzer, Feuerlöscher oder Vorhängeschlösser in seine Graffitis einbaut. Mal werden seine Werke übermalt, mal abgerissen und versucht, zu Geld zu machen, und mal zerstören sie sich bei diesem Versuch selbst.

Nun schien es seinem neusten Werk im englischen Margate ebenso zu ergehen: Nur wenige Stunden nachdem das Graffiti einer Hausfrau mit blau geschlagenem Auge, die einen Mann in einer Kühltruhe entsorgt, bekannt wurde, war die eigentlich als Müll abgestellte Kühltruhe verschwunden. "Aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen mussten Arbeiten am Gefrierschrank durchgeführt werden", teilte der zuständige Gemeinderat des Distrikts Thanet am Mittwoch mit und stellte die Truhe zurück. Doch am nächsten Morgen war sie wieder fort.

Wie der Sender ITV News berichtet, soll der Grundstücksbesitzer sie in die Obhut einer Kunstgalerie gegeben haben, um sie vor Vandalen und Dieben zu schützen. Stattdessen steht dort nun eine Ersatztruhe. Man prüfe, wie es mit der originalen nun weitergehe. Jedenfalls dürften spätestens jetzt keine vergammelten Erbsen oder entsorgten Ehemänner mehr in der Truhe sein.

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