Süddeutsche Zeitung

Provinz Herat:Neues Beben erschüttert Afghanistan

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Am Wochenende sind bei starken Erdbeben im Westen des Landes bereits Tausende Menschen ums Leben gekommen. Jetzt gibt es erneut schwere Erschütterungen. Das UN-Welternährungsprogramm warnt vor einer Hungersnot.

Der Westen Afghanistans ist am frühen Mittwochmorgen erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Laut US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 6,3 und ereignete sich etwa 28 Kilometer nordwestlich der Stadt Herat in einer Tiefe von zehn Kilometern. Die staatliche Nachrichtenagentur Bachtar berichtete von neuen schweren Schäden, zerstörten Häusern sowie mindestens 100 Verletzten.

In der Region waren am Wochenende bei mehreren Erdbeben laut Medienberichten, die sich auf offizielle Statistiken beriefen, fast 2500 Menschen gestorben. Mehr als 2000 weitere Menschen wurden demnach verletzt. Das UN-Nothilfebüro OCHA gibt die Zahl der Todesopfer bisher mit etwa 1300 an. Herat liegt in der gleichnamigen Grenzprovinz nahe Iran und ist nach Kabul die zweitgrößte Stadt Afghanistans.

Immer wieder gibt es schwere Erdbeben in der Region, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen. Bei einem verheerenden Beben kamen 2022 in Afghanistan mehr als 1000 Menschen ums Leben. Nach mehreren Jahrzehnten mit Kriegen und Konflikten sind viele Häuser schlecht gebaut. Erdbeben richten daher oft große Schäden an.

Dass Afghanistan seit zwei Jahren von den Taliban regiert wird, macht die Koordination der Hilfsmaßnahmen nicht einfacher, auch ist im Ausland die Bereitschaft gesunken, dem Land zu helfen. Vertreter der Europäischen Union teilten am Dienstag in Brüssel mit, die EU werde 3,5 Millionen Euro humanitäre Hilfe für die Erdbebenopfer in Afghanistan bereitstellen. Darüber hinaus bietet die EU Sachleistungen im Wert von einer Million Euro an.

UN-Vertreter fordert Unterstützung von internationaler Staatengemeinschaft

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) warnt unterdessen wegen stark gesunkener Finanzmittel vor einer Hungersnot in Afghanistan. "Die Lage ist ziemlich hoffnungslos", sagte der WFP-Regionaldirektor für Asien und den Pazifik, John Aylieff, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Programme für humanitäre Hilfe seien "drastisch unterfinanziert".

Durch den nahenden "brutalen" Winter in Afghanistan werde es "besonders kritisch": "Manche Bergdörfer sind durch den Schnee für bis zu sechs Monate von der Außenwelt abgeschnitten. Ohne Vorräte können sie nicht überleben", sagte Aylieff. Der UN-Vertreter forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, ihre Unterstützung für Afghanistan zu erhöhen. "Auch wenn die Taliban viele hochproblematische Entscheidungen treffen, muss die Humanität an erster Stelle stehen", sagte er.

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