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Zweite Stammstrecke:Bahn plant S-Bahn-Halt am Hauptbahnhof um

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Von Andreas Schubert

Planungstechnisch schien alles in trockenen Tüchern zu sein beim Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke durch München. Bis am Dienstag bekannt wurde, dass die Bahn die Haltestelle am Hauptbahnhof nun neu plant. Dazu liegt beim für die Genehmigung zuständigen Eisenbahnbundesamt (EBA) ein Antrag vor, der momentan auf seine Vollständigkeit geprüft wird. Ursprünglich sollten die Bahnsteige in 40 Metern Tiefe direkt unter dem Zugangsbauwerk liegen, das dort gebaut werden soll, wo jetzt die Bahnhofshalle steht. Die Bahn will sie nun nach Westen verschieben, also ein Stück weit unter die Gleishalle. Weil das einfacher zu bauen sei.

Wie das EBA auf Nachfrage mitteilt, gibt es nun zwei Möglichkeiten: Der neue Antrag könnte zügig nach einem einfachen Genehmigungsverfahren durchgehen, oder er müsste ein Planfeststellungsverfahren durchlaufen, unter anderem mit öffentlicher Auslegung, Einwendungsfrist und Erörterung. Dann könnte es sich zeitlich ziehen. Das EBA wähle in der Regel die Verfahrensart, die den geringsten zeitlichen und inhaltlichen Aufwand bedeutet, teilt ein Sprecher mit. Man prüfe grundsätzlich, ob die gesetzlichen Voraussetzungen für ein vereinfachtes Verfahren vorliegen. Der Vorhabenträger selbst, in diesem Fall also die Bahn, könne das Verfahren vereinfachen, indem er die Antragsunterlagen gut vorbereitet.

Zu einer Prognose, wie lange die Genehmigung nun dauern wird, lassen sich weder das Bundesamt, die Bahn selbst oder das bayerische Verkehrsministerium hinreißen. Dort bleibt man gelassen und betrachtet die Umplanung als etwas Gewöhnliches. Im Bauverfahren und im Bauablauf bei Großprojekten gehöre das zum üblichen Prozedere, heißt es bei der Bahn. Dadurch werde "eine optimale und wirtschaftliche Bauweise sichergestellt", sagt eine Sprecherin. Die genauen Pläne werde man vorstellen, "sobald etwas spruchreif ist". Es gehe vor allem darum, einfacher zu bauen und den Haltepunkt kompakter zu gestalten.

Auch im Ministerium sieht man keinen Anlass zur Aufregung und warnt vor Panikmache. "Es ist richtig und völlig normal, dass die Umsetzung eines derartig großen Projekts wie der zweiten Stammstrecke immer wieder kritisch überprüft wird", teilt Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) mit. "Mitunter stellt sich im Planungs- und Bauverlauf heraus, dass ein anderes Vorgehen besser wäre." So einen Fall müsse man sehr genau hinterfragen und gegebenenfalls anders entscheiden, so Aigner.

Und was ist mit der Station der künftigen U-Bahnlinie 9, die ebenfalls westlich von der heutigen Eingangshalle des Hauptbahnhofs in der Tiefe entstehen soll? Die U 9 komme der zweiten S-Bahn-Stammstrecke am Hauptbahnhof nicht in die Quere, weder in der bestehenden Planung noch in den Überlegungen zu einer möglichen Umplanung, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. Die Bahn berücksichtige die U 9-Station in ihren Planungen, halte den Platz dafür frei und plane den Rohbau. "Es gibt einen konstruktiven Austausch zwischen uns und der DB, damit alle Anforderungen möglichst gut berücksichtigt werden", so Korte.

An der künftigen Lage des zentralen Zugangsbauwerks der zweiten Stammstrecke soll sich laut Bahn übrigens nichts ändern. Das bleibt weiterhin an der Stelle der heutigen Zugangshalle zum Bahnhofplatz. Ende des Jahres sollen die Baumaßnahmen beginnen. Dann wird dort ein 40 mal 60 Meter großes Loch gegraben. Um diesen riesigen Schacht bauen zu können, werden Teile des Gebäudes abgerissen. Betroffen sind der östliche Teil der Schalterhalle und Teile des nördlichen und südlichen Ladehofes.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2018
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