Süddeutsche Zeitung

Wald als Geldanlage:Stabil durch jede Krise

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Immer mehr Menschen wollen ihr Geld in ein Waldstück investieren. Förster Robert Nörr erkennt darin zwei Motive.

Felicitas Amler

Es ist eine romantische Vorstellung: einen eigenen Wald zu besitzen, ein Stück unverfälschte Landschaft, die urwüchsig ist, natürlich und dabei gleichzeitig ein guter Rohstofflieferant. Das ist das eine Motiv. Eine krisenfeste Geldanlage das andere: Immer mehr Menschen, die nicht von Berufs wegen mit dem Wald zu tun haben, möchten ein Stück davon erwerben. "Die Nachfrage ist heute ein Vielfaches des Angebots", sagt Robert Nörr, Förster im Revier Wolfratshausen, Egling und Icking. Die Preise seien daher enorm angestiegen: "Sie haben sich seit 2004 verdoppelt." Damals habe der Quadratmeter Wald etwa 1,50 bis drei Euro gekostet. Inzwischen würden bis zu 7,50 Euro verlangt. "Wucher" nennt das Korbinian Häsch, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen.

Nörr und Häsch kennen neben dem traditionellen Waldbesitzer zwei neuzeitliche Käufertypen. "Die einen wollen autark werden in der Energieversorgung", erklärt Häsch, "und kaufen sich Wald, um Brennholz für den eigenen Kachelofen zu haben." Den anderen gehe es darum, Kapital in Grund und Boden anzulegen. Eine gute Anlage? In Bezug auf die Stabilität ja, sagt der Waldbesitzer-Sprecher: "Der Wald übersteht jede Krise." Wer es jedoch auf Rendite anlege, für den sei das weniger interessant.

Förster Nörr sagt, der neue Trend habe auch einen neuen Begriff hervorgebracht: "Man spricht vom urbanen Waldbesitzer." Dieser könne sich folgendes ausrechnen: Wenn er einen Hektar, also 10 000 Quadratmeter, Wald kauft, der etwa sechzig Jahre alt ist, wachsen dort jährlich zehn Kubikmeter Holz nach - zehn Bäume, die er Jahr für Jahr herausnehmen kann, ohne den Wald zu verringern. Das reiche nun entweder, um den hauseigenen Kachelofen zu befeuern, sagt der Förster.

Oder man könne es je nach Holzqualität für Bretter, Zäune, Papier vermarkten. Besser wohl: vermarkten lassen. Etwa über die Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen, deren 1200 Mitglieder aus ihren insgesamt 20 000 Hektar Wald jährlich rund 140 000 Kubikmeter Holz auf den Markt bringen.

Freilich setzt dies erst einmal voraus, dass der urbane Waldbesitzer sich kundig gemacht hat, was er alles braucht und können muss, um Bäume zu fällen. Nörr zählt auf: "Schnittschutzhose, Schnittschutzschuhe, Helm, Handschuhe, Motorsäge, Keile, Axt sind das Mindeste." Geboten sei dann aber auch noch ein Motorsägekurs - "denn Baumfällen ist die gefährlichste Arbeit", so Nörr. Und schließlich seien, damit man die gefällten Bäume aus dem Wald herausbekommt, noch Seilwinde und Rücke-Anhänger vonnöten. "Und dann liegt das Holz endlich an der Waldstraße." Von dort könne man es per Lastwagen ins Sägewerk transportieren lassen.

Klingt alles durchaus anstrengend. Weswegen es auch solche Waldkäufer gebe, sagt Nörr, die ihren Besitz lieber gleich von einem Profi bewirtschaften lassen.

Zur Zeit allerdings stellen sich derlei Fragen ohnehin nicht: "Momentan gibt es so gut wie keinen Wald zu kaufen", sagt der Geschäftsführer der Wolfratshauser Waldbesitzervereinigung. "Und wenn, dann zu völlig überhöhten Preisen." Wer es dennoch versuchen möchte, den verweist Häsch auf landwirtschaftliche Fachzeitschriften und Immobilienmakler. Was er für einen angemessenen Preis hielte? Das hänge von mehreren Faktoren, wie Zustand, Bodenverhältnissen, Ertrag, ab: "Ein bis drei Euro pro Quadratmeter."

Beratung und Unterstützung geben sowohl der Förster als auch die Waldbesitzervereinigung. www.wbv-wolfratshausen.de (Menüpunkte "Dienstleistungen" und "Unsere Förster")

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Quelle:
SZ vom 15.02.2012
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