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Zensus im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen:Landratsamt sucht Mitarbeiter für Volkszählung

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Von Ostersamstag an sollen Ehrenamtliche stichprobenartig von Haustür zu Haustür gehen und Interviews führen. Doch es fehlt noch an Freiwilligen.

Von Marie Heßlinger, Bad Tölz-Wolfratshausen

Für den Zensus 2022 sucht das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die stichprobenartig an den Haustüren der Einwohner im Landkreis kurze Interviews durchführen. Die letzte Volksbefragung war 2011. Damals stellte sich heraus: Die Zahl gemeldeter Personen und die der tatsächlichen Einwohner lagen weit auseinander.

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen leben nach aktuellen Schätzungen rund 128 000 Menschen. 27 000 Haus-Anschriften wurden im Landkreis per Zufallsprinzip ausgewählt. Ihre Bewohner sollen an der Volkszählung teilnehmen. Sie alle werden sich einer Kurzbefragung unterziehen müssen, die ihren Wohnort betrifft. 13 000 werden zusätzlich einen zehnminütigen Fragebogen für das Statistische Bundesamt beantworten, der ihre Berufs- und Schuldbildung, sowie ihre Staatsangehörigkeit betrifft. Volljährige Mitglieder eines Haushalts können die Fragen auch stellvertretend für andere Bewohner beantworten. Doch es herrscht Auskunftspflicht. Wer sich verweigert, dem droht eine Mahnung.

Auf Datenschutz legt die Behörde großen Wert, sagt Karin Weiß, Leiterin der Erhebungsstelle. "Höher geht es gar nicht." Auch gelte ein sogenanntes Rückspielverbot: Wenn bei der Volkszählung beispielsweise herauskäme, dass mehr Menschen in einem Haushalt lebten als gemeldet, habe dies keine Konsequenzen. Die Informationen würden nicht weitergeleitet. Von den Ergebnissen des Zensus profitierten indes alle Bürgerinnen und Bürger - zumindest indirekt. Aus den Ergebnissen des Zensus werde beispielsweise abgeleitet, wie viele Kindergärten und Schulen es in Zukunft brauche, sagt Weiß. Die Zahlen beeinflussten unter anderem auch den Straßen- und Wohnungsbau. Oder unter Umständen die Anzahl an Sitzen in einem Gemeinderat oder die Sitzverteilung im Bundestag. Für Kommunen ist der Zensus außerdem ausschlaggebend dafür, wie viel Fördermittel sie erhalten: Je weniger Einwohner sie haben, desto weniger Geld. Deshalb führte der vergangene Zensus im Jahr 2011 zu viel Verdruss und einigen Klagen.

2011 stellt sich heraus, dass mehr als eine Millionen Menschen weniger in Deutschland lebten als gemeldet. Einige unter ihnen waren vermutlich weggezogen, ohne sich abzumelden. Christian Gampl, Stellvertreter der Leitung der Erhebungsstelle, glaubt nicht, dass bei der anstehenden Volkszählung im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen die Zahl der tatsächlichen Bewohner niedriger ausfallen wird als die Zahl gemeldeter. "Dadurch, dass wir eine wachsende Region sind, werden wir besser dastehen." Auch seien einige Menschen mit Fluchthintergrund in den Landkreis gezogen, ergänzt Weiß. Die Flüchtenden vor dem Ukraine-Krieg allerdings werden nicht in den Zensus aufgenommen: Befragt wird nur, wer am Stichtag im April mindestens drei Monate im Landkreis lebt.

Für die Volkszählung ist das Landratsamt auf die Hilfe von mindestens 200 Ehrenamtlichen angewiesen. Etwa 160 haben sich schon gemeldet, an die 40 weitere fehlen noch. Die Helferinnen und Helfer bekommen eine Schulung, in der sie den Umgang mit einem Tablet lernen. Vom 16. April an haben sie dann zwölf Wochen Zeit, um mindestens 100 Interviews zu führen. Ihre Arbeitszeit können sie sich flexibel einteilen. Für jedes kurze Interview erhalten die Helfer vier Euro, für jedes lange Interview sechs Euro. Fahrtkosten werden erstattet. Unter den Ehrenamtlichen, die sich bislang eingefunden hätten, seien vorwiegend Rentner, aber auch Studierende und Berufstätige in Vollzeit, sagt Weiß. Wer für die Stichprobe der Volkszählung ausgewählt wurde, bekommt vorher Bescheid. Dann lässt sich auch über mögliche Termin-Alternativen sprechen.

Wer bei der Volkszählung 2022 mitarbeiten möchte, kann sich noch bis spätestens Freitag, 22. April, melden. Eine Bewerbung ist über ein Formular auf der Homepage des Landratsamtes möglich. Vor allem im nördlichen Landkreis werden noch Helferinnen und Helfer benötigt.

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