Süddeutsche Zeitung

Tölzer Stadtleben:Ostereier im Park und 80 kostenlose Konzerte

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Die Stadt stellt das Programm für den Ostermarkt in der Fußgängerzone und für die 13. Auflage der Reihe "Stadt mit der besonderen Note" vor.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Am Morgen lag noch Schnee auf den Dächern der Holzhütten in der Tölzer Fußgängerzone. Als Susanne Frey-Allgaier zur Kamera griff, um ein Foto vom Aufbau der 35 Buden für den Ostermarkt zu machen, hatte sie ein Déjà-vu-Erlebnis. Das Bild sah kaum anders aus als vier Monate zuvor. "Es war exakt dasselbe wie beim Christkindlmarkt", erzählt die stellvertretende Kurdirektorin angesichts des späten Wintereinbruchs. Dennoch werde man "alles daran setzen, um doch Frühlingsgefühle bei den Menschen rüberzubringen".

Handbemalte Ostereier und Keramik, österliche Deko-Artikel und Holzspielzeug, Weidekörbe, Wachsstöckerl, Wolle, dazu Kulinarisches: 35 Stände umfasst der Ostermarkt, der am Freitag, 31. März, beginnt und bis Ostermontag, 10. April, dauert. Geöffnet ist täglich von 11 bis 18 Uhr, nur am Karfreitag bleibt alles geschlossen. Geboten werde vor allem österliches Kunsthandwerk, "da ist viel dabei, was zum Thema passt", sagt Daniela Klaar, die für die Marktleitung zuständig ist. Erstmals gibt es - wie beim Christkindlmarkt - eine Wechselhütte, in der sich vor allem Standbetreiber von karitativen Organisationen abwechseln.

Neu ist auch eine offene Bühne am Marienbrunnen, auf der ein kleines Musikprogramm zum Ostermarkt geboten wird. An vier Tagen treten dort die Danzlmusi der Tölzer Stadtkapelle (1. April), Session4four (2. April), Anni und die Brotzeitmusi (8. April), sowie das Blasensteiner Quartett (10. April), jeweils von 14 Uhr an, unter freiem Himmel auf - sofern das Wetter mitspielt.

Gleichfalls zu den Neuheiten zählt eine Ostereiersuche für Familien am Ostermontag, 10. April, von 10 Uhr an, im Taubenloch. Der Park an der Isar werde dafür österlich dekoriert, sagt Klaar. Außerdem können Eltern mit ihren Kindern ein 1,20 Meter großes Osterei aus Fiberglas bemalen. Drei weitere solcher Eier sollen von einem Tölzer Künstler, Kindern der Montessorischule und von der Tölzer Jugendförderung gestaltet werden. Frey-Allgaier schwebt vor, die ovalen Kunstwerke dann in große Blumenkübel zu stellen und im Stadtgebiet zu verteilen. "Das ist eine noch in Babyschuhen steckende Aktion", sagt sie.

Küken-Schlüpfen per Livestream oder auf einem Bildschirm im Stadtmuseum

Auf große Resonanz stieß voriges Jahr die Museums-Werkstatt, wo kleine und große Besucher miterleben konnten, wie Küken schlüpften. Der Brutapparat mit Hühnereiern wird von Museumsleiterin Elisabeth Hinterstocker diesmal am Freitag, 31. März, bestückt. Kinder und Erwachsene können den Brutvorgang dann per Livestream oder auf einem Bildschirm im Stadtmuseum verfolgen. "Das Erlebnis, entstehendes Leben zu sehen, ist schon was Besonderes", sagt die stellvertretende Kurdirektorin. Überdies gibt es Tölzer Passionsspaziergänge und die "Hasensuche" in den Schaufenstern der Geschäfte.

Wenn der Ostermarkt vorüber ist, startet Bad Tölz mit der Reihe "Stadt mit der besonderen Note" in die 13. Saison. Das sei "ein wunderbares Format", meint Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). "Wo gibt es sonst schon 80 kostenlose Konzerte?" Was ihm daran besonders gefalle, sei der stete Wandel des Programms - "dass es nicht so statisch ist". So kamen in der Corona-Zeit die Pop-up-Konzerte als neues Element zu den Tölzer Serenaden, den Tölzer Matineen und Jugend musiziert hinzu. Pop-up-Auftritte erleichterten den Zugang zur Kultur, wenn man mit der Musik auf der Straße konfrontiert werde, so Mehner.

"Stadt mit der besonderen Note": Musikreihe geht in die 13. Saison

Harald Roßberger versteht die Reihe, die heuer vom 16. April bis zum 19. November stattfindet, als einen Ausdruck des vielfältigen und hochwertigen Kulturlebens in Bad Tölz - von der Kirchenmusik über anspruchsvolle Streichquartett-Abende bis hin zur Tölzer Stadtkapelle und Jazz mit Peter Zoelch. "Wir sprechen hier von Qualität", betont der Chef der Tölzer Sing- und Musikschule, der für die künstlerische Leitung zuständig ist. Schließlich werde die "Stadt mit der besondere Note" größtenteils von professionellen Künstlern gestaltet.

Zu den Besonderheiten 2023 zählt Roßberger die Auftritte der Brass Band del Ecuador am Donnerstag, 13. Juli, 19.30 Uhr, und die musikalische Zeitreise mit dem Musiker und Schamanen Kike Pinto Cardenas, der die Zuhörenden am Samstag, 24. Juni, 19.30 Uhr, auf eine kleine Zeitreise mit Instrumenten aus den Anden und aus Amazonien mitnimmt. Auch das Open-Air-Konzert mit dem Jugendorchester der Musikschule in der Fußgängerzone findet heuer wieder statt.

Und dann ist da noch Hans Winterberg. Der jüdische Komponist, Pianist und Dirigent, der 1901 in Brünn geboren wurde und das KZ Theresienstadt überlebte, wurde 1991 in Bad Tölz beigesetzt. Die Werke von Winterberg, der ein Schüler von Alexander von Zemlinsky war, seien "gerade dabei, entdeckt zu werden", sagt Roßberger. Dazu wolle man mit einem Konzert am Sonntag, 19. November, 19.30 Uhr, im Kurhaus beitragen. Der englische Pianist Jonathan Powell stellt dort die Klaviermusik von Winterberg vor. Danach gibt es eine Gesprächsrunde über den Komponisten mit Lubomir Spurny (Mazaryk-Unversiaet Brno), Ulrike Anton (Schoenberg-Zentrum Wien), Journalist Peter Brod, Frank Harders-Wuthenow (Verlag Boosey-Hawkes, Berlin) und Peter Kreitmeir, dem Enkel von Hans Winterberg.

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