Süddeutsche Zeitung

Neubau in Geretsried:Halber Eintritt ins neue Hallenbad

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Landrat und Geretsrieder Bürgermeister legen im Wolfratshauser Stadtrat neue Pläne vor: Die Flößerstadt muss sich nur noch mit 105 000 Euro im Jahr an dem gemeinsamen Projekt beteiligen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Das Angebot liegt auf dem Tisch: Wenn Wolfratshausen sich jährlich mit zirka 105 000 Euro an den Betriebskosten beteiligt, kann das interkommunale Hallenbad in Geretsried gebaut werden, das an einem Standort den Bedarf für Schulen, Vereine und Bürger von acht Gemeinden im Nordlandkreis abdecken soll. Am Dienstag haben Landrat Josef Niedermaier (FW) und der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) den Wolfratshauser Stadtrat über das geplante Bad und die Beteiligung informiert, zu der das Gremium bald eine Entscheidung fällen muss. Müller warb für das Modell mit optimierter Betriebskostenrechnung. "Eine große gemeinschaftliche Lösung ist die wirtschaftlichste für alle", erklärte er.

Das Angebot fällt für Wolfratshausen deutlich günstiger aus als die jährlichen 200 000 Euro, die vor Kurzem noch im Gespräch waren. Zustande kommt das einerseits durch die Optimierung einzelner Posten wie Energie und Personal, die laut der von Müller vorgelegten Berechnung nun mit zirka 370 000 und 280 000 Euro im Jahr beziffert werden. Das Betriebskostendefizit konnte so von etwa einer Million auf 750 000 Euro im Jahr gesenkt werden. "Das würden wir uns zutrauen, wenn alles optimal läuft", sagte Müller - auch wenn die Berechnung "auf Kante genäht" sei. Andererseits drückt den Preis ein Entgegenkommen der Stadt Geretsried: Der Anteil, den die Kommune als Betreiber zahle, bleibe bei 500 000 Euro, versicherte Müller. Die restlichen 250 000 Euro würden nach Königsteiner Schlüssel auf die anderen sieben Kommunen verteilt. Wolfratshausen fielen davon laut Berechnung genau 105 242 Euro pro Jahr zu. Der Anteil werde, abgesehen von der üblichen Inflationsanpassung, gedeckelt, sagte Müller. "Wenn es teurer wird, dann ist das die Sache von Geretsried."

Im Betrag ist laut Berechnung auch eine Investitionsrücklage enthalten, die anfallende Sanierungen abdeckt. Laut der aktuellen Prognose werden für das Bad im Jahr etwa 115 000 Besucher erwartet. 30 Prozent seien Schulen, 25 Prozent Vereine und 45 Prozent Besucher im öffentlichen Betrieb, erläuterte Müller. Dabei müsse klar zwischen der schulischen und der öffentlichen Nutzung unterschieden werden. So müssten Schulklassen (laut Prognose 48 Prozent unter Trägerschaft des Kreises, 17 Prozent aus Geretsried und 15 Prozent aus Wolfratshausen) kostendeckende Gebühren zahlen. Die Schulklassen bilden auch die Grundlage für den Investitionskostenanteil der Gemeinden: Von den insgesamt 11,9 Millionen Euro Baukosten ohne Sauna zahlt Geretsried 6,9 Millionen, hinzu kommt eine Förderung der Regierung von Oberbayern von 4,2 Millionen Euro. Der Landkreis und die anderen Gemeinden beteiligen sich mit insgesamt 800 000 Euro, der von Wolfratshausen zugesicherte Anteil liegt bei 130 000 Euro.

Das Betriebskostendefizit entstehe durch nicht kostendeckende Gebühren für Öffentlichkeit und Vereine, erklärte Müller. Angedacht sind Preise von fünf Euro für Erwachsene pro Tag und drei Euro für Kinder. Ohne Beteiligung der anderen Kommunen müsse man 17 Euro für Erwachsene und bis zu zehn Euro pro Kind verlangen, erläuterte Müller - und könne selbst dann höchstens 40 Prozent der Kosten abdecken.

"Wir stellen eine Infrastruktur zur Verfügung, die den eigentlichen Bedarf unserer Stadt übersteigt", erinnerte Müller. Das gehe nur mit Beteiligung der anderen Gemeinden. Ohne sie müsse Geretsried ein kleineres Bad bauen. Zuvor hatte Landrat Niedermaier daran erinnert, dass mit Geretsried und Ascholding im Nordlandkreis zwei Bäder "kurz vor dem Knock-Out stehen". Das interkommunale Hallenbad sei der günstigste Weg, die Bedarfe abzudecken. Wolfratshausen, das bei der Entscheidung eine Schlüsselrolle einnimmt, könne die Beteiligung zwar ablehnen. "Dann müssen Sie aber den Bürgern erklären: Die Wasserfläche wird geringer werden."

Im Stadtrat stieß das Angebot auf gemischte Reaktionen: Angesichts der Haushaltslage in Wolfratshausen mahnte CSU-Sprecher Günther Eibl zu "kaufmännischer Vorsicht". Seine Fraktion sehe die Betriebskostenbeteiligung "sehr kritisch", sagte er. "Auch wenn es schmerzhaft ist, muss man unter Umständen sagen: So wie wir das wollen, ist es nicht möglich." Wirtschaftsreferent Helmut Forster (BVW) und sein Fraktionssprecher Josef Praller erinnerten daran, dass Wolfratshausen 2011 eine Betriebskostenbeteiligung von 58 000 Euro abgelehnt habe und dass man das Lehrschwimmbecken in Weidach erhalten wolle. Grüne und SPD fanden das Angebot hingegen attraktiv. "So eine Chance gibt's nur einmal, die kommt so schnell nicht wieder", sagte der Dritte Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD). Und bat die Stadträte "sich das zu hause noch einmal sehr genau anzuschauen".

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SZ vom 12.05.2016
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