Süddeutsche Zeitung

Unwetter im Loisachtal und Isarwinkel:Darum setzt der Landkreis zur Hagelabwehr keine Abwehrflieger ein

Die Kreisbehörde verweist auf frühere Anträge und Diskussionen, doch die Wirksamkeit der Hagelflieger sei bis dato nicht bewiesen.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Nach dem schweren Hagel-Unwetter vom 26./27. August, das weite Teile der Gemeinden Benediktbeuern, Bichl, Kochel am See, Lenggries und Wackersberg verwüstet und Millionenschäden hinterlassen hat, kommt wieder verstärkt die Frage auf, warum der Landkreis zur Hagelabwehr keine Abwehrflieger einsetzt. Nun äußert sich das Landratsamt dazu und erklärt in einer Pressemitteilung: "Da es aktuell keinen verlässlichen wissenschaftlichen Nachweis zur Wirksamkeit der Hagelflieger gibt, wurde das Thema nicht weiterverfolgt."

In der Tat ist die Frage nach Hagelabwehrfliegern nicht neu im Landkreis: Der Ausschuss für Umwelt, Infrastruktur und Tourismus hat sich in seiner Sitzung am 7. Dezember 2021 mit diesem Thema befasst.

Die Gemeinde Egling hatte seinerzeit darum gebeten, die Möglichkeit des Hagelabwehrflugs am Beispiel der Hagelabwehr Rosenheim zu prüfen. Hintergrund war das Hagelunwetter vom Juni 2021, das mitunter die Bereiche Wolfratshausen und Königsdorf schwer getroffen hatte. Die Verwaltung hatte in der damaligen Sitzung die Ausschussmitglieder über den Sachstand und die Technik informiert. Insbesondere wurde die wissenschaftliche Beurteilung der Wirksamkeit dargelegt und diskutiert. In einer Bürgermeisterdienstbesprechung im September 2021 wurde die Angelegenheit ebenfalls behandelt.

Bislang fehlen Nachweise zur Wirksamkeit von Hagelfliegern

Bei der Hagelabwehr mittels Hagelflieger werden feinste Silberjodid-Partikel unter der Wolkenbasis ausgebracht, um so die Bildung von zumindest größeren Hagelkörnern zu verhindern.

Aber, so erklärt die Kreisbehörde nun, sei das Thema nicht weiterverfolgt worden - ob des aktuell fehlenden, verlässlichen wissenschaftlichen Nachweises zur Wirksamkeit. "Ob Silberjodid darüber hinaus Auswirkungen für Natur und Umwelt hat, konnte wissenschaftlich bislang nicht festgestellt werden", schließt das Landratsamt die Mitteilung.

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