Süddeutsche Zeitung

Test:Wo es im Landkreis jetzt kostenloses Wlan gibt

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Geretsried führt das Angebot an zwei Hotspots ein - nach Bad Tölz und Wolfratshausen. Ein Städte-Vergleich.

Von Claudia Koestler, Klaus Schieder, Benjamin Engel und Alexandra Vecchiato, Geretsried

Ein kleiner Klick für Bürgermeister Michael Müller (CSU), ein großer Sprung für Geretsried: Seit Dienstag bietet die Stadt erstmals ein kostenloses, öffentliches Wlan für den Zugang zum Internet an. Nachdem der Rathauschef den entsprechenden Router in der Stadtbücherei Geretsried freischaltete, kann sich nun dort, im Umkreis von Bücherei und Saftladen, jeder mit Smartphone, Tablet oder Laptop ohne Anmeldung, kostenlos und zeitlich unbegrenzt mit dem weltweiten Netz verbinden - auch außerhalb der Öffnungszeiten der Bücherei.

Neben dem Zugang in der Stadtbücherei wurde zeitgleich auch ein zweiter am Geretsrieder Rathaus freigeschaltet. An beiden Standorten stehen Nutzern nun Verbindungsgeschwindigkeiten von bis zu 16 Megabit pro Sekunde zur Verfügung. "Theoretisch könnten damit bis zu 1000 Menschen parallel im Internet surfen, wir gehen aber derzeit von etwa zehn bis 15 Nutzern zeitgleich aus, und da wird es keine Einschränkungen in der Geschwindigkeit geben", sagte Thomas Plathe, EDV-Leiter der Stadt. Mit monatlich zwölf Euro seien die Kosten für die Stadt "überschaubar", wie Müller sagte. Von Dezember an wird zudem ein dritter Zugangspunkt freigegeben, an der Seniorentagesstätte.

Weil Wlan noch nicht flächendeckend in der Stadt eingerichtet ist, sprach Müller von "Insellösungen". Die drei Standorte seien ihm zufolge eben "ein Etappenziel". Mittelfristig sollen weitere Plätze der Stadt, etwa in Gelting, mit offenem Wlan ausgestattet werden. "Welche genau prüfen wir derzeit", sagte er. Bisher behinderte die Rechtslage die Einrichtung öffentlicher Wlans. Ein Anbieter muss haften, wenn über sein Netz Rechtsverstöße wie illegale Downloads begangen werden. In Geretsried übernimmt der Internet-Provider die Haftung und sichere sich selbst über die Geschäftsbedingungen ab, erklärte Plathe. Allerdings gab der EDV-Spezialist zu bedenken, dass Daten im offenen Wlan nicht geschützt seien. Andere könnten theoretisch Passwörter mitlesen oder Daten manipulieren. "Bei sensiblem Datenverkehr, etwa Bankgeschäften, ist der Nutzer deshalb selbst für die sichere Verschlüsselung verantwortlich", betonte Plathe. Experten raten in diesen Fällen nicht das Wlan, sondern die Mobilfunkverbindung zu nutzen.

Bürgermeister Müller gab zu, dass Geretsried damit "nachzieht, was andernorts bereits Standard ist": Mitte 2015 wurde etwa in Bad Tölz der erste Gratis-Hotspot am Rathaus eingerichtet. Seither erweitert die Stadt ihr Wlan-Netz kontinuierlich. Demnächst wird es weitere Standorte geben, etwa am Kalvarienberg, am Wohnmobil-Stellplatz an der Isar, am Kurhaus und am Eckgebäude Marktstraße 1, von wo aus auch die Isarpromenade und die Cafés in der unteren Fußgängerzone versorgt werden sollen. Dies kündigt Ithamar Garbe an, Leiter des Sachgebiets Informations- und Kommunikationstechnik im Rathaus. Die eher niedrige Geschwindigkeit von zwei Megabit pro Sekunde erklärt er damit, dass die Stadt "lieber mit wenig anfangen und dann Stück für Stück erweitern" wolle. Außerdem möchte Bad Tölz damit zwar selbst einen Service bieten, aber nicht in Konkurrenz zu den Netzanbietern treten, so Garbe. Die Nutzung des freien Wlan schwanke je nach Tageszeit. "Im Schnitt sind es etwa 40 Geräte gleichzeitig."

Seit Mitte September 2015 gibt es in der Wolfratshauser Innenstadt kostenloses, öffentliches Wlan. Doch die Einführung war umstritten. Grünen-Stadtrat und Mobilfunk-Kritiker Hans Schmidt hatte immer wieder Einwände gegen die Strahlenbelastung vorgebracht. 14 Monate nach Start des Angebots unter dem Betreibernamen "free key Wolfratshausen" zieht Citymanagerin Gisela Gleißl eine positive Bilanz. "Es sind weit mehr Nutzer als gedacht." So loggen sich durchschnittlich 6800 Menschen pro Monat ein - Tendenz steigend. Im vergangenen September waren sogar 9100 Nutzer angemeldet. Rund 30 Minuten blieben jeder von ihnen im Schnitt online. Laut Gleißl hat es etwa 20 000 Euro gekostet, das Wlan mit fünf Hotspots und acht Antennen zu installieren. Die Stadt zahlt um die 400 Euro monatlich an Internetkosten.

Die Stadt Penzberg will Hotspots in der Innenstadt an der Bahnhofstraße einrichten. Im September vertagte der Stadtrat den Beschluss aufgrund der Haftungsfragen. Mittlerweile sehen die Stadtwerke keine rechtlichen und technischen Probleme mehr. Sollte der Stadtrat in seiner November-Sitzung Ja sagen, könnten die Hotspots kurzfristig eingerichtet werden.

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SZ vom 23.11.2016
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