Süddeutsche Zeitung

Aus dem Polizeibericht:Kiloweiser Doping-Schmuggel fliegt auf

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Einsatz in Geretsried: Zollfahnder nehmen 31-jährigen Kraftsportler fest.

Von Claudia Koestler, Geretsried

Ein knapp 3,5 Kilogramm schweres Paket mit Dopingmitteln aus Südosteuropa haben Zollfahnder bei einem Paketdienstleister in Geretsried beschlagnahmt. Der mutmaßliche Empfänger, ein 31-jähriger Kraftsportler, sitzt seither in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, gegen das Anti-Doping-Gesetz verstoßen zu haben, und zwar durch den Schmuggel von Dopingmitteln, die in Deutschland verboten sind.

Bei der Kombination von Kraftsport und Doping denkt man gemeinhin an große Zentren, etwa die bekannte Muscle Beach in Los Angeles oder die Kaderschmieden in den ehemaligen Sowjetrepubliken, Russland oder Asien, die hin und wieder auch in den Verdacht geraten, ihre Sportler nicht mit sauberen Methoden zu trainieren, um Muskeln und Kraft aufzubauen. Nun aber geriet der 31-jährige Deutsche ins Visier der Ermittlungen, und Lindauer Zollfahnder nahmen den Mann nach der entsprechenden Anordnung durch das Amtsgericht fest.

Aufgeflogen war der Schmuggel bereits im Ursprungsland der Doping-Mittel: Den dortigen Behörden ist dem Zollfahndungsamt München zufolge das Paket bereits ins Auge gefallen. Sie kontrollierten daraufhin den bestellten Inhalt und waren negativ überrascht: Darin fanden sie nämlich eine "nicht unbeachtliche Menge" von Ampullen sowie Tabletten vor, wie die Beamten berichten. Der Versender hatte sich offenbar keine Mühe gemacht, den im Empfängerland illegalen Inhalt in irgendeiner Weise zu kaschieren: die Ampullen und Tabletten trugen nach Angaben der Zollfahnder Aufschriften, wonach sie explizit Dopingzwecken dienten. Weil die deklarierten Wirkstoffe hierzulande auf dem Index stehen und als Doping-Mittel verboten sind, dürfen sie auch nicht eingeführt werden.

Die Behörden im Ursprungsland, das das Zollfahndungsamt München nicht nennt, konfiszierten allerdings die Ware nicht sofort. Sie verständigten stattdessen die deutschen Kollegen, was da auf dem Postweg unterwegs ist. In der vergangenen Woche kam das Paket schließlich an. Als der Paketdienstleister es in Geretsried zur Auslieferung bringen wollte, hatten die Lindauer Fahnder vom Zollkriminalamt bereits einen sogenannten Postbeschlagnahmebeschluss erwirkt und fingen den Zusteller samt Paket ab. Statt der erwarteten Lieferung standen schließlich die Beamten vor dem Empfänger und durchsuchten seine Wohnung.

Schnell habe sich herausgestellt, dass nicht der Mann hinter der Adresse, sondern der 31-jährige Kraftsportler er tatsächliche Empfänger hätte sein sollen. Auch dessen Wohnung wurde noch am selben Tag ebenfalls durch Kräfte des Zollfahndungsamtes München durchsucht. Hierbei stellten die Ermittler eigenen Angaben zufolge umfangreiche Dopingmittel in Ampullen- und Tablettenform sicher. Die Fahnder nahmen den Mann vorläufig in Gewahrsam. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft München I erließ das zuständige Amtsgericht tags darauf Haftbefehl. Die Ermittlungen des Zollfahndungsamtes München, das seinen Dienstsitz in Lindau hat, unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaften München I dauern an.

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