Süddeutsche Zeitung

Sicherheit und Naturschutz:Das zweite Standbein der Bergwacht

Lesezeit: 2 min

Zwölf der Wolfratshauser Einsatzkräfte sind als Naturschutzwächter in den Isarauen aktiv. Im Jahr 2022 waren sie mehr als 400 Stunden auf Streife. Dies ist ebenso ein Rekord wie die Zahl der Einsätze insgesamt.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

In Not geratene Sportler winters wie sommers zu retten, ist die Hauptaufgabe der Bergwacht. Dass die Einsatzkräfte außerdem oftmals über den Naturschutz aufklären, dürfte öffentlich weniger bewusst, vor allem in der Pupplinger Au im vergangenen Jahr aber präsenter geworden sein. Die Mitglieder der Wolfratshauser Bergwacht waren 2022 mehr als 400 Stunden entlang der Isarauen auf Naturschutzstreife - so viel wie niemals zuvor. Damit sei ein neuer Rekord gebrochen worden, führte Bereitschaftsleiter Andreas Westermeier in seinem Jahresbericht in der Hauptversammlung aus. "Der Naturschutz ist seit jeher ein weiteres Standbein unserer Tätigkeit", sagt er auf Nachfrage. "Wir setzen auf Aufklärung, wenn die Musik im Naturschutzgebiet zu laut ist oder verbotenerweise Lagerfeuer gemacht werden."

Zwölf zusätzlich als Naturschutzwächter ausgebildete Einsatzkräfte gibt es bei der Wolfratshauser Bergwacht. Drei Neue verstärkten Anfang vorigen Jahres das Ressort Naturschutz innerhalb der Organisation. Von einer Party mitten im Naturschutzgebiet am Ickinger Stausee, wie sie ihm bislang noch nicht untergekommen ist, berichtet Westermeier. Sogar mit dem Auto seien die Leute dorthin gefahren. Daraufhin habe die Bergwacht dort stärker kontrolliert. "Ob die Leute insgesamt unvernünftiger geworden sind, kann ich aber nicht sagen", so Westermeier.

Naturschutzwächter gibt es im Landkreis seit den 1980er-Jahren

Ehrenamtliche Naturschutzwächter sind seit den 1980er-Jahren im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen unterwegs. Damals hatte die Kreisbehörde unter anderem bei den Bergwachten angefragt, Einsatzkräfte dafür abzustellen. "Wir waren von Anfang an dabei", erzählt Westermeier. Mit ihrem Einsatz verstärken die Mitglieder der Wolfratshauser Bergwacht die Arbeit der erst später hauptamtlich eingeführten Isar-Ranger. "Das ist noch ausbaufähig", sagt der Bereitschaftsleiter über das eigene Engagement.

Ungewöhnlich oft beschäftigt waren die Mitglieder der Wolfratshauser Bergwacht auch am Brauneck. Dort sind sie ebenso wie die Lenggrieser, Tölzer und Münchner Kollegen aktiv. Mehr als 70 Prozent ihrer Einsätze im Jahr 2022 hatten die Wolfratshauser Bergretter bereits zu Winterbeginn vom Stützenpunkt am Latschenkopf aus. Ob das damit zusammenhängen könnte, dass die Wintersportler nach einem Jahr pandemiebedingter Zwangspause - in der Saison 2020/2021 - beim Liftbetrieb besonders untrainiert gewesen sind? Oder ob es daher besonders viele auf die Pisten zog? Darüber zu spekulieren, bringe keine wirkliche Erklärung, sagt Westermeier.

So bleibt nur die Rekordzahl an 63 Einsätzen mit mehr als 3000 Stunden Aktivzeit im Ski- und Wandergebiet Brauneck an mehr als 100 Tagen. Fünf Einsätze hatten die Mitglieder der Wolfratshauser Bergwacht aber auch in den Isarauen zwischen Icking und Geretsried. "Dabei konnte unter anderem eine vermisste Person gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen wieder lebend aufgefunden werden", so Westermeier.

Umweltaufklärung:

Insgesamt 29 Naturschutzwächter waren nach den Angaben des Landratsamts Bad Tölz-Wolfratshausen im Jahr 2022 auf Streifgängen aktiv. Für die ehrenamtliche Aufgabe wurden die ersten im Jahr 1981 bestellt. Naturschutzwächter sollen Menschen über Zusammenhänge in der Natur aufklären und darauf achten, dass Vorschriften in Landschafts- und Naturschutzgebieten eingehalten werden. Zur Ausbildung legen die Naturschutzwächter eine Prüfung ab, teilt das Landratsamt mit. Die Ehrenamtlichen dürfen bei Verstößen Personalien feststellen, einen Platzverweis erteilen oder eine Verwarnung aussprechen. Laut der Kreisbehörde gibt es außer in Wolfratshausen aktuell sechs Aktive bei der Bergwacht Benediktbeuern, fünf bei der Nachbarorganisation in Kochel am See und einen Aktiven in Tölz. Darüber hinaus gibt es Naturschutzwächter, die nicht Mitglied der Bergwacht sind.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5751118
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.