Süddeutsche Zeitung

B11 in Schäftlarn:Noch immer Ausnahmezustand

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An der gesperrten Bundesstraße bauen Fahrer die Gitter ab, um durch die Baustelle zu kommen. Andere rumpeln über den Acker. Immerhin wird die Straße nun asphaltiert.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Der Bürgermeister, der Polizeichef, die Straßenbauer, die Anwohner und Geschäftsleute - alle sehnen den Tag herbei, an dem die Ortsdurchfahrt von Hohenschäftlarn wieder befahrbar ist. An der Bundesstraße 11 wird seit Mitte Mai gearbeitet, die Autofahrer sollen weite und zeitraubende Umwege in Kauf nehmen, und die Inhaber von Restaurants, Hotels und Läden haben unter massiven Umsatzeinbußen zu leiden. Nun ist ein Ende absehbar: Am Mittwoch und Donnerstag werden die ersten beiden Asphaltschichten aufgetragen, am 25. Oktober die dritte. Wenn alles läuft wie geplant, ist die B 11 Mitte November wieder offen.

Den Bauarbeitern machen die Autofahrer zu schaffen, die keinen Umweg fahren wollen und immer wieder und immer noch durch die Baustelle fahren. Manche bauen sogar die Absperrungen ab oder bahnen sich ihren Weg durch die angrenzenden Felder und über den Radweg. "Die behindern uns wirklich, das ist ein Riesenproblem", sagt Klaus Gegenfurtner von der Straßenbaufirma Strabag. "Die machen oft schon erledigte Arbeiten wieder kaputt", sagt Schäftlarns Bürgermeister Matthias Ruhdorfer. "Mittlerweile sind wir es gewöhnt", sagt Sebastian Klass vom Staatlichen Bauamt Freising. "Normalerweise schicken wir sie gleich wieder zurück."

Nur im August, da war tatsächlich alles dicht. Da hatten die Straßenbauer den Aushub auf der Straße gelagert, 13 000 Tonnen, belastet mit Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen und Benzpyrenen, der erst nach und nach weggefahren und entsorgt werden konnte. "Da ist wirklich keiner durchgekommen", sagt Gegenfurtner.

Dass die Bahn auch noch zwischendurch die Gleise zwischen Ebenhausen und Icking erneuerte, hat die Sache keinesfalls besser gemacht. Denn zunächst musste das Material für die Baustelle per LKW angefahren werden, jetzt wird der Aushub weggebracht, und das alles über die ohnehin belastete Starnberger Straße. Hunderte Fuhren seien das, sagt Bürgermeister Matthias Ruhdorfer, das gehe für Schäftlarn schon an die Grenze. "Die Straße leidet stark, und wir können sie eigentlich nicht reparieren, solange wir die Umfahrung nicht haben." Die soll einmal im Norden um Hohenschäftlarn herumführen und die Starnberger Straße entlasten, die einzige Verbindung von A 95 und B 11 zwischen München und Wolfratshausen. Das aber wird sich mindestens noch zwei bis drei Jahre hinziehen, auch wenn geplant ist, dass der Gemeinderat zu Beginn des kommenden Jahres endlich beschließt, wo die Trasse verlaufen soll.

Der Schienenersatzverkehr für die S-Bahn, der nachts durch die Baustelle fahren durfte, als die Züge nur bis Baierbrunn fahren konnten, hat das Problem ebenfalls verschärft, wie Andreas Aigner berichtet, der Leiter der Polizeidienststelle Grünwald. Denn die Absperrungen seien danach nicht wieder aufgestellt worden, sodass noch eine ganze Reihe weiterer Leute durch die Baustelle gefahren seien. Aigner weiß auch von einem Porschefahrer, der sich beim Versuch, durch den Acker zu fahren, den Auspuff abgerissen hat. Und von einer Frau, die dem Straßenbauamt von einem Beinahe-Unfall zwischen einer Radlerin und einem Autofahrer berichtet, aber nie Anzeige erstattet habe.

Wie wichtig die B 11 als Nord-Süd-Route ist, erlebt Aigner auch in und um Grünwald ständig. Dort gebe es "heftige Staus", berichtet er. "Alle Isarquerungen sind grenzwertig belastet." Denn kaum jemand benutze die Umleitung über die Autobahn A 95, dafür fahren umso mehr über Grünwald. Und auf die S-Bahn steige ohnehin fast niemand um. "Ich nehme das gelassen", sagt der Grünwalder Polizeichef. "Es muss halt gemacht werden."

"Wenn erst der Asphalt drauf ist, ist wenigstens der Dreck heraußen", sagt Ruhdorfer. Dann kann auch bald der Verkehr wieder normal durch Schäftlarn fließen.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2016
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